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Reichel: Die Electrographie.
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kann. Die verblüffendsten Ergebnisse aber erreichte man mit
Zeitungspapier. Hiervon noch ein besonders interessantes
Beispiel: — Rüssel nahm einen Zeitungsausschnitt, der auf
der einen Seite eine Carricatur des früheren Schatzkanzlers
Sir William ffarcouri, auf der Rückseite eine Annonce in
grossem Drucke aufwies. Dieser Ausschnitt wurde so auf
die photographische Platte gelegt, dass die Seite mit dem
Bilde mit der Platte in Berührung kam. Auf der Platte
erschien nach Vollendung des Versuches zunächst das Bild
des genannten Politikers in voller Deutlichkeit, oder in
verschiedene Abschnitte zerlegt durch die Zeilen der
Annonce, welche also durch das Papier hindurch auf die
photographische Platte gewirkt hatten. Anfangs brauchten
derartige Photographien eine volle Woche bis zu ihrer
Vollendung; es gelang aber, solche in drei bis vier Stunden
herzustellen, wenn der Apparat bis auf 50 Grad Celsius
erwärmt wurde. Wie sind nun diese wunderbaren Thatsachen
zu erklären? Rüssel meint, die entdeckten Erscheinungen
könnten entweder durch Verdampfuug der betreffenden
Substanz, oder durch eine dem vielgenannten „Schwarzlicht"
entsprechende Kraft entstanden sein. Was die Verdampfung
anbetrifft, so ist es wohlbekannt, dass die Metalle selbst
bei gewöhnlichen Temperaturen in geringen Mengen verdunsten
; aber es ist wohl kaum anzunehmen, dass dieser
nur in winzigem Maasse stattfindende Vorgang genügt, uüi
auf die photographische Platte eine so bedeutende Wirkung
auszuüben, namentlich wenn das Metall noch durch einen
fremden Körper von der photographischen Platte getrennt
ist." —
(Schluss folgt.)
Das Uebersinnliche in der deutschen Litteratur
unseres Jahrhunderts,
Von Dr. Richard Wedel in München.
II.
(Fortsetzung von Seite 183.)
Auch bei Schiller finden wir keine geringe Ausbeute.
Im „Wallenstein" spielt der Glaube an die Astrologie eine
bedeutende Rolle. Der Held befragt die Sterne um den
günstigsten Augenblick für sein Vorhaben*) und lässt sich
in seinem Vertrauen zu Octavio Piccolomini durch das
*) Vergl. „Psych. Stud." August-Heft 1897 S. 442 fl.
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