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238 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1889.)
— schreibt Daumer1) — wurde ff. etwas, wenn auch
homöopathisch weit verdünntes, Arzeneiliches eingegeben,
und doch waren die Gaben, die er durch Riechen an den
höchsten Potenzirungen (N.B. weit über Dezillionen)
empfing, fast alle weit über Gebühr und Genüge stark. ♦ .
Die Arzneien aber sind in der Form, in der sie der
Homöopathiker zu geben pflegt, geruchlos; allein für ff.'s
höchst gesteigertes Empfindungsvermögen haben nicht nur
die mit den verdünntesten Arzneien befeuchteten Streu-
kügelchen einen bestimmten Geruch, sondern, was arzneilich
auf ihn wirkt, giebt sich ihm auch sogleich auf bestimmte *%
Weise kund." — Er roch die einzelnen Stoffe schon von
ferne,2) ja selbst der Geruch an dem trockenen Stöpsel8)
vom Gläschen, worin ein mit Dezillionen Verdünnung
befeuchtetes Streukügelchen befindlich war, genügte, um
die characteristische Wirkung dieser Medizin
hervorzurufen. Dieser Versuch wurde von Daumer zu
den verschiedensten Malen mit verschiedenen Stoffen wiederholt
. Es erfolgten in derartigen Fällen die stärksten physiologischen
Vorgänge, ja pathologische Erscheinungen von
ungeahnter Heftigkeit traten auf, und es stellten sich oft
langwierige, tage- und wochenlang andauernde Krank-
heiten ein.
Schliesslich sei noch eine hierher gehörige Beobachtung
erwähnt, die bisher ein Unicum zu sein scheint. Auch
du Prel erwähnt in einer einschlägigen Arbeit nichts ähnliches
.4) Es handelt sich um die Wirkung von magneti-
sirtem Wasser auf die Geruchsempfindung. Dass
der sogenannte „thierische Magnetismus" von Somnambulen
auch als Geruch wahrgenommen wird, ist bekannt.6) Hinsichtlich
magnetisirten Wassers ist mir jedoch kein Parallelfall
erinnerlich. „Ich Hess den erwähnten Mann" — berichtet
Daumer — „die Hand ein paar Augenblicke lang über eine
mit Wasser gefüllte Tasse halten und ff. an diesem Wasser t
riechen. Er rieche nichts, sagte er. Nun Hess ich des Mannes
Hand über dem Wasser ein wenig zurückstreichen. Da ff.
hierauf ein paar Mal gerochen hatte, sagte er, das sei
sonderbar, er rieche nichts, und doch werde ihm im Kopfe
besser. Zugleich fing er an, in seinem Leibe eine Bewegung
zu spüren. Er bekam Begierde, das wohlthuende Wasser
*) Daumer: — „Mittheilungen". I, 73, 76.
2) Ebendas. I, 89.
») Ebendas. I, 101. II, 54. II, 55. II, 49 u. g. w. C£ auch I, 64.
4) du Prel: — „Maguetisirtes Wasser" in der „Uebersumlichea
Welt." III, S. 89.
») Kluge S. 152.
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