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Kurze Notizen.
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Buches: — „Animismus und Spiritismus" —, welches den
ersten Erklärungsschlüssel liefert für die meisten der die
Welt der Wissenschaft in unseren Tagen aus ihrer Sinnenruhe
aufstörenden Probleme und in ihrer Rathlosigkeit
geleugneten, weil für unmöglich gehaltenen, verwirrenden
Thatsachen des Körper- und Seelenlebens, dessen eigentliche
Erforschung nun erst anhebt und zu einer neuen, erweiterten
Somatologie, Psychologie und Pneumatologie führen wird.
c) Im Anschluss an Dr. jt's spiritistische Gedanken-
Nachweise aus deutseben Schriftstellern (s. „Psych. Stud."
Februar-Heft 1897 S. 100 und November-Heft 1896
S. 550 ff. u. a. 0.) lesen wir in einer Besprechung des
Litterar-Historikers Riehard Opitz über die westfälische
Dichterin Annette Elisabeth von Droste-Hülshoff
(geboren am 10. Januar 1797) zum 100. Gedächtnisstage in
„Blätter für litterarische Unterhaltung*• Nr. 2 v. 7. Januar
1897, dass — „sie ein leicht erregbares Nervensystem mit
auf die Welt gebracht hatte, [in die sie durch eine vorzeitige
Geburt mit unausgesetzten Leiden behaftet kam]. Wie weit
ihre eigene Angabe zutreffend ist, dass in ihrer Heimath
Westfalen, gleich wie in Schottland, das 'Zweite Gesicht'
verbreitet sei, lassen wir dahingestellt. Sie selbst hatte etwas
von dieser unglückseligen Gabe. Das geheimnissvolle Leben
und Weben in der Natur war ihr inniger vertraut, als
anderen Sterblichen, und was sie erlauschte in Wald und
Feld, in Kluft und Teich, das wusste sie spracherneuernd
und sprachschaffend wiederzugeben. Darin liegt ein eigener
Zauber ihrer Dichtung. Wie schildert sie das gespenstige
Treiben im Heidemoor, 'Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn ünd die Ranke häkelt
am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt*. Was uns bei
Bürger und seinen Zeitgenossen bisweilen noch gesucht
erscheint, macht bei ihr den Eindruck voller Naturwahrheit
. . . Wie Bürger ahmt sie volksthümlichen Sang nach.. .
Wie die Romantiker senkt Annette den Blick in die Tiefen
der Erde. In grossartiger Weise sind in dem Gedichte 'Die
Mergelgrube' die ewigen Schicksale des Kosmos verquickt
mit dem kurzlebigem Treiben der Menschen. Wir finden
bei unserer Dichterin den innigsten Zusammenhang zwischen
Natur und Seelenstimmung. Kühn sind ihre Vergleiche.
Sie veranschaulichen nicht selten den Naturvorgang durch
ein menschliches Empfinden, so wenn der Weiher still im
Mondschein liegt wie ein fromm Gewissen, oder wenn das
Mondlicht selbst am Hünensteine liegt blass gehärmt wie
eine Wittwe an des Gatten Grabe. Nicht selten fliessen
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