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326 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1898.)
dass mir die Erlaubniss dazu vom Verwandten unseres
Weber verwehrt ist. Was nutzen die besten Beweise, wenn
die Zeugen sagen: — „Ja, erlebt haben wir es wohl, aber
das nur blos nicht öffentlich bekannt machen, man könnte ja
über uns lachen!" — Ich erkenne Geschäfts- und Familienrücksichten
sehr wohl an, allein ich meine, die Erforschung
der occultistischen Phänomene ist zu wichtig, als dass man
sie durch derartige Kleinigkeitskrämereien aufhalten sollte.
(Man vergl. die letzte Kurze Notiz diese» Heftes.)
II. Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Das Uebersinnliche in der deutschen Litteratur
unseres Jahrhunderts,
Von Dr. Richard Wedel in München.
IV.
(Fortsetzung von Seite 189.)
Adalbert von Chamisso, welchen man auch noch
gewissermaassen zu den Romantikern oder doch in ihre
Nähe rechnen kann, ist ein Freund des Grausigen und
Unnatürlichen, wenn schon er es meisterlich zu behandeln
versteht. Ihm wird das Uebersinnliche oft zum Ueber-
natürhchen, wie in der Erzählung: — „Peier SchJemihl" —
und in den Gedichten — „Der Waldmann", — „Erscheinung",
— „Traum" — und — „Das Malerzeichen". In den Bailaden
— „Die Jungfrau von Stubbenkammer" — und — „Das
ßurgfräulein von Windeck" — hat er deutsche Volkssagen
poetisch verwerthet. In beiden handelt es sich um die
Erscheinung spukhafter Frauengestalten. Echt occult dagegen
ist der — „Vetter Anselmo": — Der weise Don Fglano, ein
Magier in Toledo, erhält Besuch von seinem Vetter, welcher
ihn um Hilfe und Unterstützung durch seine Kunst bittet.
Der Alte zögert, da er an der Dankbarkeit seines Clienten
zweifelt. Als dieser aber hoch und heilig versichert, dass
er nie seines Wohlthäters vergessen wolle, beginnt jener
seine Beschwörungen, welche den Vetter sofort in Schlaf
versetzen. Im Traume nun ist er zuerst Bischof, dann
Kardinal und zuletzt Papst. Je höher er aber in seiner
Würde emporsteigt, desto niedriger wird sein Sinn, so dass
von Dankbarkeit nichts zu merken ist. Da erweckt ihn Don
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