Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 330
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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330 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1898.)

ist ein echtes, rechtes Theatergespenst, das sich nur
quantitativ, nicht aher qualitativ von den Theilnehmern der
famosen Gespensterparade in Raupach's Rührstück — „Der
Müller und sein Kind4, — unterscheidet. Die Vorzüge der
Tragödie GrWparzer's sind in der herrlichen Sprache und
in der geschlossenen, sich in stürmischer Eile abrollenden
Handlung zu suchen, nicht aber in einer wahrheitsgetreuen
Schilderung des normalen oder anormalen Seelenlebens. —
Auch in seiner Trilogie — „Das goldene Vliess" — haben
wir eine recht märchenhafte Auffassung der Magie. —
Dagegen thut der Dichter einen tiefen Blick in das Nachtleben
der menschlichen Seele in seinem Schauspiele — „Der
Traum ein Leben": — Dieses wunderbare Werk, voll der
echtesten Poesie und tiefsten Psychologie, spielt nur am
Anfang und Ende in der realen Welt; das übrige ist ein
Traum, durch welchen der junge Landmann Rustan von
seinem Ehrgeize, auf Abenteuer auszuziehen, geheilt wird.
Im Traume verlässt er die heimathliche Flur und wird in
Folge einer Lüge seines Sklaven Zanga für den Retter des
Königs von Samarkand gehalten, ohne dem zu widersprechen,
Die Auf rechter halt ung dieser Lüge nun treibt ihn von
Mord zu Mord. Schliesslich entlarvt, muss er entfliehen,
stürzt sich, umzingelt, von jener Brücke, von welcher er
sein erstes Opfer herabgeschleudert hat, und — erwacht.
Meisterlich ist das Traumleben mit seinem Unmotivirten,
Sprunghaften geschildert, das Verschmelzen einzelner
Figuren ineinander, die absolute Hilflosigkeit einer Situation
gegenüber in der Scene mit den beiden Bechern nach dem
Königsmorde und das schiiessliche Erwachen durch einen
Sturz. Auch schon einmal, kurz vor der Katastrophe, ist
es ihm beinahe geglückt, den Alp des Schlafes abzuschütteln:
von seinen Feinden umringt, bricht er plötzlich, als eine
Uhr schlägt, in die Worte aus: —

„Es ist nichts Wirklieh's, sag* ich.
Truggestalten, Nachtgebilde,
Krankenwahnwitz, willst du lieber.
Und wir sehen's, weil im Fieber. —
— Horch, es schlägt Drei Uhr vor Tage!
Kurze Zeit, so ist's vorüber!
Und ich dehne mich und schüttle,
Morgenluft umfängt die Stirne,
Kommt der Tag, ist alles klar,
Und ich bin dann kein Verbrecher,
Nein, bin wieder, was ich war.

Sieh, ist dag nicht Muhme Mirza'i
Auch ein Schattenbild wie jene,
Die dort um den Alton stehn.
Sieh, ich hauche, sie vergehn,


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