Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 331
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wedel: Das Uebersinnliche in der deutschen Litteratur etc. 331

Wie, sie bleiben? nahen? dräuen?
Eingetaucht denn nur von neuen,
Lass uns nach dem Weitern sehn !u —

Zur gleichen Zeit ist seine Muhme Mirza, welche ihn
im Schlafe rufen hörte, erwacht und hat in Angst um den
Geliebten ihren Vater geweckt, um bei ihm Trost zu holen.
Man hat es dem Dichter zum Vorwurfe gemacht, dass er
während zweier längerer Scenen die Handlung spielen lasse,
ohne dass der Held, will sagen der Träumer, auf der Bühne
sei. Abgesehen davon, dass nur pedantische Kleinigkeitskrämerei
einen solchen Vorwurf erheben kann, der mit der
Erwiderung: — „Poetische Freiheit" — völlig abgefertigt
wäre, sind aber auch solche Träume bekannt, wo der
Träumer selber ein blosser Zuschauer zu sein scheint. —
Die Dichtung ist ganz von dem Geiste indischer Mystik
erfüllt, die sich vom Getriebe der Welt, der „San$aral\
abwendet und in ihr nur einen trügerischen Schein erblickt.
Der Gesang des alten Brahminen, mit welchem der Schlaf
Rustan's eingeleitet wird, drückt dies schon aus: —

Schatten sind des Lebens Güter,
Schatten seiner Freuden Schaar,
Schatten Worte, Wünsche, Thaten,
Die Gedanken nur sind wahr,
Und die Liebe, die du fühlest,
Und das Gute, das du thust,
Und nichts Wahres, als im Tode,
Wenn du einst im Grabe ruhst.

Und kann man das Wesen eines warnenden Traumes
und sein transscendentales Zeitmaass besser schildern, als
in dem folgenden Dialoge Rustan's mit seinem Oheim Massud
nach dem Erwachen des Ersteren? Der Jüngling glaubt,
dass seit seinem Einschlafen Jahre verflossen seien, und
fragt: —

Gestern Abend? Und das alles,

Was gesehn ich und erlebt,

All die Grösse, all die Greuel,

Blut und Tod und Sieg und Schlacht? —

Massud: — War vielleicht die dunkle Warnung
Einer unbekannten Nacht,
Der die Stunden sind wie Jahre
Und das Jahr wie eine Nacht,
Wollend, dass sich offenbare,
Drohend sei, was du gedacht,
Und die nun, enthüllt das Wahre,
Nimmt die Drohung sammt der Nacht.
Brauch den Rath, den Götter geben;
Zweimal hilfreich sind sie kaum.

Rusian: — Eine Nachtl Und war ein Leben.
Massud: — Eine Nacht. Es war ein Traum.


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