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Bohn: Die ocoulten Fähigkeiten Kaspar Hauscr's etc. 337
es ihm ,ganz dumm geworden.1 Jenes Angstgefühl scheint
bei näher rückender Gefahr in eine Art von Betäubung
übergegangen zu seyn." —
Dieser Fall zeichnet sich durch eine in diesem Maasse
selten beobachtete, progressive Intensität aus. Mit dem
Näherrücken des verhängnissvollen Augenblicks wächst auch
das unerklärliche Angstgefühl. Es stellen sich schliesslich
directe Vorstellungen des Zukünftigen ein: — die Gestalt
eines Mannes und das Ermordetwerden durch denselben,
Immer mächtiger wird jenes unheimliche Grauen, bis es
endlich in dumpfe Betäubung übergeht und der gefürchtete
Moment des Mordes unter den Umständen eintritt,
die H dumpf ahnend geschaut hatte.
Mit der fortschreitenden intellectuellen Entwickelung
ff.'s und seiner Gewöhnung an Fleischkost scheint auch
dieses übersinnliche Licht erloschen zu sein. Die düster
drohende Wolke seiner endlichen Ermordung vermochte
nicht mehr ihre Schatten auf seine Seele zu werfen.
Ahnungslos ging er seinem furchtbaren Schicksal entgegen.
Zum Schlüsse habe ich noch zwei „Visionen" zu
verzeichnen. Die erstere ist in ihrem Wesen sehr zweifelhaft
, Sie kann sehr wohl nur eine in Form von Hallucination
auftauchende Rückerinnerung sein, wenn auch manches recht
eigenthümlich daran ist. Ich referire dieselbe daher nur.
Daumer berichtet:1) —
Hierhin*) „scheint denn auch ein ihm im November
1828 in visionärer Weise vor Augen tretendes Bild zu
gehören. Ich fand ihn damals mit der Zeichnung9) eines
männlichen Kopfes beschäftigt, der einen eigentümlichen
portraitartigen Charakter hatte. Er sagte mir, das Gesicht
stehe vor ihm da, wie er es hier abgezeichnet. Als ich ihm
bemerkte, dass das eine Auge nicht ganz nach der Richtung,
wie das andere blicke, so sah er abwechselnd auf die
Zeichnung und dann nach der Gegend hin, in welcher der
Kopf nach seiner Aussage vor ihm schwebte, wie wenn
Jemand ein Portrait sorgfältig mit dem vor ihm stehenden
Original vergleicht. Hierauf sagte er, der Kopf schiele auch
wirklich so, wie er ihn gezeichnet habe ... er machte erst
nach einiger Zeit unordentlich herabhängende Haare an
demselben, welche letztern, von denen er sagte, dass er sie
nach ungewisser Erinnerung gezeichnet habe, sich von dem
übrigen Tüeile der Zeichnung merklich unterschieden." —
l) Daumer 1859, S. 266.
*) NB. Zu den Erinnerungen seiner Kindheit.
8 Eine Kopie derselben findet sich im „Athenäum" Heft I.
Juli 1838. Eischienen bei Julius März, Nürnberg.
PayohUche Studien. Juli 1898. 22
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