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Haodrich: Eine Attacke der Geisterwalt?
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Eine Attacke der Gteisterwelt?
Von Hermann Mandrich in Brooklyn, N. Y.
Angesichts der auf den Fuszspitzen stehenden Erwartung
hinsichtlich des Verlaufes und Ausganges des
Krieges, in dessen Entwickelungsstadium sich derselbe
momentan befindet, ist die etwas militärisch zugeschnittene
Ueberscbrift wohl entschuldbar. Macht sich doch die
Spannung nicht allein im öffentlichen und privaten Verkehrsleben
bemerkbar, sondern reagirt selbst auf spiritistische
Sßancen.
Einer Einladung von Seiten des Herausgebers des in
Brooklyn erscheinenden „Evolutionist'* Folge leistend, fand
ich mich am Abend des 14. Mai in dessen Officin ein, um
Zeuge occulter Phänomene vermöge der medianimen Befähigung
einer mir bis dahin persönlich unbekannten Frau
Wilcox zu sein, die den Eindruck einer schlichten, in
vorgerücktem Alter stehenden Hausmutter machte. Beim
Betreten des ziemlich beschränkten Redactionslokales fand
ich den Gatten des Mediums, einen weissbärtigen, hochgewachsenen
und rüstigen Californier mit dem Aulrichten
eines leichten, aus vier aufrechtstehenden, mit entsprechenden
Querbalken zusammengesetzten, circa 6 Fuss hohen Gerüstes
beschäftigt. Einige darüber gehängte grobwollene Decken
(sogenannte Armyblankets) vervollständigten das Dunkel-
kabinet. Neben demselben Hess der Gastgeber eine automa-
t sehe Waage — d. h. einen zum Wägen der sich auf den
Fusstritt stellenden Personen eingerichteten Apparat — wie
man solche hier in allen Wartesälen findet — aufstellen.
Um mich von dessen genauer Function zu überzeugen, stellte
ich mich auf das Trittbrett, worauf der Zeiger mein richtiges
Gewicht von 160 Pfund registrirte. Einige andere der geladenen
und sich mittlerweile eingefundenen Gäste beiderlei
Geschlechts folgten meinem Beispiel, worauf wir dann der
Aufforderung, uns in Hufeisenform vor das oben erwähnte
Dunkelkabinet zu setzen, Folge leisteten.
Frau Wilcoxy die nun diesen engen, gegen die anwesenden
Besucher zugekehrten offenen Verschlag betrat, forderte
irgend Jemanden auf, ihr die Hände zu fesseln und dieselben
gleichzeitig an einen in dem Verschlag befindlichen hölzernen
Sessel zu befestigen. Ich schlug zu diesem Zwecke einen
noch etwas skeptisch veranlagten Freund vor, der, der
Aufforderung Folge leistend, die Fesselung der Hände und
deren Anbinden an die Stuhllehne vor unser aller Augen
gründlich besorgte. Nun stellte das Medium an denselben
das Ansuchen, sich seines Kockes zu entledigen, das er
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