Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 360
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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360 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1898,)

dies nennen sie 'Verheirathung der Bäume'. Ist dies geschehen
, so tritt die berühmteste Zauber fr au (Chovalß)
des Stammes hervor, kniet vor den Bäumchen nieder und
spricht das folgende Gebet, das sich im Stamme seit
Menschengedenken vererbt hat: — *Grosser Gott, in deinen
sieben goldenen Himmeln, auf deinen sieben goldenen
Bergen, auf deinen sieben goldenen Stühlen, blick' auf uus
herab! Wir sind die Steine des Weges, jedermann tritt
auf uns! Wir sind die Würmer der Auen, jedermann zertritt
uns! Herrenlose Hunde, ziehen wir winters im Schnee
und sommers im Regen. Der Stein ist unser Polster, drauf
wir schlafen allnächtlich; der Himmel ist unsere Decke
und die Erde unser Lager, und niemand hat Mitleid mit
uns. Grosser Herr, in deinen sieben goldenen Himmeln,
auf deinen sieben goldenen Bergen, auf deinen sieben
goldenen Stühlen, habe Erbarmen mit uns, lass uns Arme
und Verlassene den himmlischen Allsamenbaum sehen; lass
ihn sich auf diese Bäumchen senken, damit sie uns vor
Kummer und Leid, Krankheit und Tod bewahren, damit
wir dich ewig loben, du grosser Gott, in deinen sieben
goldenen Himmeln, auf deinen sieben goldenen Bergen, auf
deinen sieben goldenen Stühlen !• — Im Kreise umstehen
die Stammgenossen die Zauberirau und horchen still und
ernst den erhabenen Worten. In der Christnacht lässt
sich der Ailsamenbaum vom Himmel herab und berührt
mit seinen Aesten die beiden Bäumchen, wodurch diese
heilkraftig werden. Kein Stamm Süd Osteuropas unterlässt
daher diese Oeremonie der 'Verheirathung der Bäume'. Wer
aber ir. dieser Nacht den Allsamenbaum erblickt, darf bis
zu seinem Verschwinden kein Wort sprechen, sonst wird
er wahnsinnig. Am nächsten Tage werden dann diese
ßäumchen verbrannt, und ihre Asche wird von den Zauberfrauen
zu verschiedenen Geheimmitteln verwendet. — Dieses
alles geschieht unter neuen Ceremonien auf dem Hügel unter
Gesang und Reigentanz und dem Rufe: — lO rother, o
schwarzer, o weisser Vogel,*) gieb uns Brot !' — Die Asche
wird in die Stiefel oder Bundschuhe gestreut, um die Anhänglichkeit
der Familienglieder dadurch zu bestärken.44 —
Ob obiges Gebet nicht auch dasjenige von Millionen armer
und elender Lohnarbeiter der Welt sein könnte, die nicht
einmal den Allsamenbaum des Sternenhimmels, wie die
Zigeuner in ihrer Naturfreiheit, geschweige den christlicher

*) Vielleicht eine Anrufung des Mondes in seinen drei Erscheinungsphasen
als roth aufgehender Vollmond, als schwarzer Neumond
und als weiss erscheinendes erstes und letztes Viertel. -

Der Sekr. d, Red.


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