Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 374
(PDF, 192 MB)
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374 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 8. Heft. (August 1898.)

erblickte. Es entsprach dies keineswegs seiner gewöhnlichen
Toilette, denn er trug sich stets nett und gefällig, wohl
aber hatte seine Mutter, die zu seinem Tode hierher
gekommen war, ihm, nachdem er gestorben war, aus
Sparsamkeit die abgetragensten und defectesten Kleidungsstücke
anziehen lassen, so dass fremde Leute darüber
murrten. — Auch mit dem grossen, braunen Strohhut hat
es insofern seine Richtigkeit, als er einen solchen wirklich
besass. Dass jeder Hut, den er trug, von seltsamer Grösse
schien, hatte seinen Grund darin, dass sein Bchädelumfang,
die sogenannte Kopfweite, im Verhältniss zur unteren
Gesichtshälfte und dem mehr schmalen Kinn etwas zu gross
war. — Obwohl, wie man sieht, die Personsbeschreibung an
Uebereinstimmung nichts zu wünschen übrig Hess, beschloss
ich doch noch eine kleine Probe auf die Richtigkeit der
„Hallueination44 meiner Frau vorzunehmen. Ich besitze
nämlich die Photographie Diese suchte ich nun heraus,
ging damit in den Garten zu meiner .Frau, zeigte ihr mit
harmloser Miene das Bild und fragte so leichthin: — „Kennst
Du den vielleicht?" — Beim ersten Blick, den sie auf das
Bild warf, fuhr sie erschreckt zusammen und wurde feuer-
roth: — „Das ist ja der junge Mann, der neulich da zum
Fenster herausgesehen hat!44 — rief sie aus und zeigte sich
höchlichst erstaunt, dass man dem Unbekannten schliesslich
doch auf die Spur gekommen war. Die betreffende Photographie
war früher meiner Frau nicht zu Gesicht gekommen.
Uebrigens will ich Jedem gern zugestehen, dass sie vielleicht
dieselbe dennoch früher gesehen und wieder vergessen haben
könnte, — der Sachverhalt würde dadurch doch nicht aufgeklärt
, denn die Photographie zeigt den jungen Maun ohne
Hut und sehr nett gekleidet, zu einer Zeit, als er noch gesund
war und besser aussah. —

Wir behielten unsere Entdeckung für uns, so dass
ausser meiner Frau und mir Niemand etwas von der Sache
erfuhr. Gleichwohl ereigneten sich in der allernächsten Zeit
eine ganze Menge seltsamer Dinge in unserem Hause, so
dass es fast den Anschein hatte, als ob mit der Konstatirung
der Persönlichkeit der Erscheinungen eine bisher latente
Kraft freigeworden wäre und jetzt erst recht zur Geltung
gelangen und sich bemerkbar machen könnte.

Am Abende desselben Tages, an welchem wir unsere
geheime Entdeckung gemacht hatten, sassen wir im Garten,
als — es war 9 Uhr vorüber — ein Dienstmädchen aus
dem Hause gelaufen kam und meldete, ein im zweiten
Stockwerke wohnender Herr sei erschreckt in die Küche
gerannt gekommen und habe erzählt, dass soeben ein fremder


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