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Winkler: Gestaltungs-Phänomene der „Femme masquGe." 379
ist, seine Ansichten als Geister-Mittheilungen zu verarbeiten,
bezw. ihnen offenbarenden Charakter zu geben. Die eigentlichen
Factoren der unter den angegebenen Verhältnissen
entstandenen Resultate liegen also nicht in des Mediums
Bewusstsein, sondern im „Unbewussten", d. h. in jenem
grossen Reiche, in welchem wir die über unser normales
Bewusstsein hinausragenden geheimnissvollen Kräfte, vermittelst
welcher derartige occulte Erscheinungen möglich
sind, weiter zu verfolgen haben.
Ich citire dafür eine noch wenig bekannte Hypothese:
— Die im Bewusstsein des Mediums dominirende Vorstellung
von dem Zustandekommen eines bestimmten Phänomens
wird im somnambulen Schlaf als Zwang empfunden. Diese
Zwangsvorstellung hat nun die Tendenz, sich zu realisiren,
und können für dieses Bestreben normale Kräfte mit herangezogen
werden, sobald die abnormalen dazu nicht hinreichen,
Die Ergänzung von normalen Kräften scheint aber auch in
den Fällen zu bestehen, wo im Voraus keine Kontrolle
beabsichtigt wird, das Medium sich also in voller Freiheit
befindet und es der Intelligenz überlassen bleibt, seine
Aufgabe nach gewisser Richtung hin und nach Möglichkeit
zu erleichtern. In diesem Falle betraf die Erleichterung zum
gewissen Theil die Darstellung der Gewanderscheinungen,
auf welche ich eben im Voraus keinen besonderen Werth
legte. Hier liegt aber aller Wahrscheinlichkeit nach dasselbe
Problem vor, wie bei den sogenannten Apporten (Pflanzen,
Stoffen u. s. w.), welche ebenfalls in Folge ihrer irdischen
Abstammung an sich keinen besonderen Werth besitzen,
jedoch erst unter der Berücksichtigung, dass die Apporte
in verschlossene Räume wandern können, die verdiente
Beachtung erhalten haben. Apporte wie Gewanddarstellungen
sind also gleiche Probleme, mit natürlichen und übernatürlichen
Bestandtheilen versetzt. Jedenfalls scheint die Ge-
wandumkleidung nothwendig, um in einem Falle für den
darunter befindlichen Körper des Mediums (Transfiguration),
in einem anderen Falle für eine selbstständige, neu formende
Kraft (Astralleib oder Materialisation) eine verdeckende
Staffage zu bilden und dann schliesslich, um der ganzen
Darstellung zu einem wirkungsvollen Aussehen zu verhelfen.
Es besteht daher kein Zweifel, dass trotz des natürlichen
Aussehens der Gewänder dennoch verschiedene occulte
Elemente sich darin befinden können. Zum mindesten liegt
hier ein Apport vor, da eine eingehende, in jeder Richtung
hin angestellte Untersuchung die Herkunft der Gewänder,
z. B. des Bischofs, nicht erkennen Hess, ferner die zum
Theil kontrollirten Aufnahmen so schnell (etwa in fünf bis
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