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390 Psychische Studien. XXV Jahrg. 8. Heft. (August 1898.)
zustanden. Zur Aufbringung der ansehnlichen Summe steuern
die Schweidnitz -jauersehen Städte willig bei. Bereits im
Mai 1364 nennt er sich in Urkunden Markgraf der Lausitz,
wenn er gleich erst im November die feierlichen Huldigungen
empfängt. Unter dem 28. Mai schreibt er an die Städte
seiner Lande, er habe an dem heutigen Tage sein altes
grosses Ingesiegel zerschlagen, was sie in ihre Bücher sollten
einzeichnen lassen; das neue Siegel enthält dann den neuen
Titel und den Wappenschild der Lausitz, den Stier."
„Karl konnte diese Gebietsvermehrung des schlesischen
Herzogs sehr ruhig mit ansehen, da ja die ganze Herrlichkeit
auf zwei Augen stand und dahinsank, wenn sich diese
schlössen. Er hat indessen nichts versäumt, die eigenen
Erbansprüche zu erhalten und zu festigen. Anna, [welche
1355 mit ihrem Gemahl eine Romfahrt unternommen hatte,]
gebar diesem 1358 eine Tochte** Elisabeth und 1361 den
ersehnten Erben, den nachmaligen König u. Kaiser Wenzel,
[dem die später in Folge der schismatischen Gegenpäpste
zu Rom und Avignon von ihm kurz gehaltene Geistlichkeit
den Schimpfnamen des „Faulen" angehängt und den Sturz
eines Prager Domherrn Johann Wölf lein von Pomuk (als
Johann Nepomuk erst 1729 heilig gesprochen) in die Moldau
21. März 1383, angeblich aus Eifersucht auf seine diesem
beichtende Gemahlin, zugeschrieben hat! Historisch steht
nur fest, dabs Wölf lein wegen des reichen Kloster-Stiftes
Kladrau, das Wenzel in ein Erzbisthum'verwandeln wollte,
mit dem König in Differenzen gerieth, während Wenzelh
Gemahlin später Johann Bus zum Beichtvater erhielt, wodurch
dessen Lehre begünstigt wurde, was die römische Klerisei
gegen Wenzel aufbrachte. — Refer.], war aber selbst das
Jahr darauf gestorben, so dass nun der Erbanspruch auf
Schweidnitz-Jauer nur auf den vier Augen der beiden
kleinen Sprösslinge beruhte, welche Anna ihrem Gemahl
Karl hinterliess, ohne dass dem Kaiser selbst ein solcher
zugestanden hätte. Indessen änderte der Tod Herzog
Bolko's von Schweidnitz am 28. Juli 1368 die Verhältnisse
vollkommen. Die Nachricht traf den Kaiser in Italien, und
erst im September 1369 vermochte er nach Deutschland
zurückzukehren, wo er dann nun die Ordnung des grossen
Nachlasses mit gewohntem Eifer in die Hand nahm. Dass
die Niederlausitz jetzt an ihn fiel, hatte er sich bereits
S. 637), von den wir bereits im August- und September-Heft 1893
S. 387 ff. und S. 426 ff. merkwürdige Dinge okkulter Natur berichtet
haben und im Verlaufe unserer später einmal weiter erscheinenden
Artikelreihe über — „Weiteres Geister-, Spuk- und Käthsel-
haftes" — noch ein Mehrere» bringen werden.
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