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392 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 8. Heft. (August 1898.)
. als gesichert, ganz Schlesien in seiner Hand vereinigt ansehen
. Diese Herrschaft ist ihm thatsächlich nie bestritten
worden. Seine kaiserliche Würde, der Ruhm seiner Staatskunst
und Weisheit [wovon die „Goldene Bulle" von 1356
zeugt] sicherten seine Stellung auch den schlesischen Fürsten
gegenüber. Dieselben als seine Lehensleute zu einem grossen
Kriegszuge aufzubieten, hat der friedliebende Monarch nur
sehr vorübergehend Veranlassung gehabt; doch verstand er
es, was sein Vater Johann immer verschmäht hatte, diese
Herzöge näher an seine Person zu fesseln, sie seinem Hofadel
einzureihen. Mit wenigen Ausnahmen finden wir die
zahlreichen schlesischen Fürsten wiederholt an seinem Hoflager
, sehen dieselben bei dem Austrage internationaler
Streitigkeiten als Schiedsrichter fungiren, ihn auf seinen
Beisen in's Reich begleiten, seinen Urkunden als Zeugen
dienen, ja manche derselben, wie z. B. Bolko von Falkenberg,
Primko von Teschen, Heinrich von Brieg, im kaiserlichen
Dienste als Hofrichter amtiren, und es unterliegt kaum
einem Zweifel, dass diese Herzöge, so lange sie im Hofdienst
des Kaisers standen, auch in gewisser Weise von ihm
Löhnung empfangen haben. Dass er Schiedsrichter ihrer
Streitigkeiten war, versteht sich von sich selbst, wie auch,
dass er dieses Bichteramt andern übertragen konnte. U. s. w.tf
So beschaffen war Karts IV. Charakter, dem wir die von
Herrn Dr. Kramicki zuerst aufgefundene Notiz eines von
ihm selbst erlebten und berichteten umgehenden Spuks auf
der alten Veste zu Prag verdanken. Andere Historiker
urtheilen minder günstig über ihn, weil sie ihn für zu
berechnet erachteten.*) Aber gerade diese hervorstechende
Verstandeseigenschaft verbürgt uns bei ihm die volle
Richtigkeit seiner seltsamen Beobachtung, die im Decem-
ber-Heft 1897 der „Psych. Stud." S. 697 ff. von demselben
Forscher noch um einen denkwürdigen Wahrtraum
Karfs IV. aus gleicher Zeit vermehrt worden ist. Dass ich
aber alle diese historischen Verhältnisse, welche scheinbar
nicht zum erwähnten Spuk gehören, im Gedächtnisse belesener
Abonnenten unserer „Psych. Stud." auffrische, geschieht
im Hinblick auf die heimathlichen Orte und das
Land, in denen sich mein bereits begonnener um später
einmal fortzusetzender Artikel: — „Weiteres Geister-, Spuk-
und Räthselhaftes, nach meiner seligen Eltern Erinnerungen
und eigenen Erlebnissen erzählt", — bewegen wird.
*) So z. B. enthält das neueste, in der „Ulustr. Ztg." von Weber's
Verlag in Leipzig Nr. 2851 v. 17. Februar 1898 S. 208 ff. besprochene;
Werk des Historikers Heinrich Boos: — „Geschichte der rheinischen
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