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Wedel: Das Uebersinnliche in der deutschen Litteratur etc. 403
T olker i —
Wo blieb's? — Die Erde hat es eingeschluokt,
Und die noch übrig sind, zerstreuen sich
Und suchen Wtinschelruthen. Thöricht Volk!
Die gierten Zwerge haben's gleich gehascht
Und hüten's in der Teufe. Lasst es dort,
So habt ihr ew'gen Frieden!
(Setzt sich und legt die Fiedel bei Seite.)
Hägen: —
Wachst Du auf?
Volker (springt wieder auf, wild): —
Umsonst, umsonst, es ist schon wieder da!
Und zu dem Fluch, der in ihm selber liegt,
Hat noch ein neuer sich hinzu gesellt:
Wer's je besitzt, muss sterben, eh's ihn freut
Hagen: —
Er spricht vom Dort. Nun ist mir alles klar,
Volker (immer wilder):
Und wird es endlich durch den Wechselmord
Auf Erden herrenlos, so schlägt ein Feuer
Daiaus hervor mit zügelloser Gluth,
Das alle Meere nicht ersticken können,
Weil es die ganze Welt in Flammen setzen
Und Eagnaroke überdauern soll!
Ln seinem Trauerspiel — „Genoveva" — schildert er im
vierten Akte eine Hexenküche und eine Geisterbeschwörung.
Es ist sehr gruselig und schmeckt mehr nach einem
Theatergeiste als nach einer Materialisation. Dagegen ist
der Wahr träum, welchen Klara im ersten Akte des Trauerspieles
— „Maria Magdalene" — erzählt, wieder echt, wie
alle die Phänomene, welche dem Niedersachsen vertraut
waren. — Reichlich vertreten sind dieselben auch in seinen
Gedichten, Eine Auffassung, welche an gewisse spiritistische
Richtungen von heute erinnert, geht durch das — „Requiem":
Seele vergiss sie nicht,
Seele veigiss nicht die Todteni
Sieh, sie umschweben dich,
Schauernd, verlassen,
Und in den heiligen Gluthen,
Die den Armen die Liebe schürt,
Athmfn sie auf und erwärmen
Und gemessen zum letzten Mal
Ihr verglimmendes Leben.
Seele, vergiss sie nicht,
Seele, vergiss nicht die Todten!
»Sieh, sie umschweben dich,
Schauernd, verlassen,
Und wenn du dioh erkaltend
Ihnen verschliessest, erstarren sie
Bis hinein in das Tiefste.
Dann ergreift sie der Sturm der Nacht,
Dem sie, zuaammengekrampft in sich,
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