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Kurze Notizen
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ausgedehnten Erweiterung fähig. Johannes Müllems, des
Begründers der modernen Physiologie, Lehren von der
specifischen Energie der Sinnesorgane, finden durch diese
Anschauung ihre Bestätigung und Fortbildung." —
d) Ahnde voll. — Eins seiner lieblichen, zwar erst
vom 16. Dezember 1780 datirten, aber wahrscheinlich einst
1771 an Friederike von Sesenheim gerichteten Gedichte
beginnt Goethe mit den Worten: — „Sag' ich's euch,
geliebte Bäume, die ich ahn de voll gepflanzt?' u. s. w.
An dieses rheindialektische Wort erinnerte sich Referent
(der Sekretär der Redaction) unwillkürlich, als er bei Besprechung
„Neuer Goethe-Schriften" durch den Reeensenten
Herrn Karl Heinemann aus Breslau in den „Blättern für
litterarische Unterhaltung" Nr. 19 v. 12. Mai er. über den
von C. Ruland im Verlage der GoefAe-Gesellscbaft zu Weimar
herausgegebenen 12. Band: — „Aus dem öö^Ae-National-
museum II/** — Folgendes las: — „Die folgenden vier
Blätter gehören zu der Serie, die der Dichter am 19. Februar
1787 an Frau von Stein mit den Worten sandte: — 'Es ist
nicht viel daran, aber sie werden Dir eine Idee des Landes
geben; behalte sie beisammen; einzeln bedeuten sie gar
nichts. Nur macht mir's Lust, mit Farben zu spielen.* —
Sie sind meist der Umgebung Roms entnommen: der
Villa Borghese und — 'an der Tiber unter Rom, von Ripa
grande aus.' — Ein anderes giebt den Blick auf St. Peter
wieder von einem der sich nach Villa Pamfili hinaufziehenden
Hügel. Es folgt eiLe Zeichnung der Grotte Egeria und der
Pyramide des Cestius. Zu der letzteren Zeichnung citirt
Ruland die Worte Goethes aus einem Briefe an Fritz v. Stein
vom IG. Februar 1788: — 'Du schriebst neulich von einen.
Grab der Miss Gore bei Rom; vor einigen Abenden, da ich
traurige Gedanken hatte, zeichnete ich meines bei der
Pyramide Cestius; ich will es gelegentlich fertig tuschen,
und dann sollst Du's haben.' — Unsere Leser wissen,
dass an derselben Stelle vierzig Jahre später
Goethe's einziger Sohn beerdigt wurde. Mit einer
Zeichnung aus den Ruinen von Tivoli schliesst diese Reihe."
— War das nicht auch ahnungsvoll oder „ahndevoll
gepflanzt"? Goethe?® weitere „ahndevolle" Beziehungen zu
spiritualistischen Ereignissen seiner Zeit findet mau zusammengestellt
in „Psych. Stud.*' November-Heft 1890 S. 535.
Man vevgl. hierzu noch Mai-Heft 1894 S. 258 Note über
Goethe'$ Gedicht an Frau v. Stein: — „Warum gabst du
uns die tiefen Blicke, Uns're Zukunft ahnungsvoll zu schau'n?"
i) Stillstehen von Standuhren beim Tode. —
„An die Redaction des Londoner „Light" Nr. 894 Vol. XVIII
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