Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 429
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen

429

Kiste mit Geschenken zum Tage St. Nikolaus für die Post
neben sich bereit gestellt hatte! (Vergl. Januar-Heft 1898
S. 14.)

f) Von dem unglücklichen Bayernkönig, dessen
plötzliche gefährliche Nierenkrankheit augenblicklich nicht
blos Bayern beschäftigt, wird folgendes merkwürdige Vor-
kommniss berichtet: — In dieser Woche hatte König Otto
während einiger Tage fast gar nichts gegessen, obgleich sein
Appetit bisher stets mehr als gewöhnlicher Natur ist. Er
schluchzte, jammerte und schrie stundenlang ohne Unterbrechung
und wurde zeitweise sogar gefährlich. Als Morgens
sein Arzt und sein Wärter \orsichtig den schweren Brokatvorhang
zur Seite zogen, der ihre Schlafzimmer von dem
des unglücklichen Monarchen trennt, sahen sie ihn mit
thränenden Augen in eine kleine, silberne Dose blicken, die
sie oft in einem Schubfach bemerkt hatten, dessen Schlüssel
König Otto stets an einer feinen Stahlkette um den Hals
trug. Sobald der Kranke gewahr wurde, dass man ihn
beobachtete, wandte er sich um und lächelte so glücklich *
und natürlich, dass der Arzt überrascht näher trat. Freudig

rief der König ihm entgegen: — „Die Komtesse L.....

hat eine bessere Nacht gehabt, sie ist jetzt ausser GefahrT
— Dann verschloss er das silberne Schächtelchen, das nichts
als ein paar vertrocknete Erdbeeren enthält, sorgfältig und
verbrachte einen sehr ruhigen Tag. Er nahm auch wieder
ein gutes Diner ein. Der eigenartige Vorgang hat folgende
romantische Episode zur Ursache: — Im Jahre 1867 fand
ein lustiges Picknick in einem Wäldchen statt. Unter den
Gästen war auch die 17 jährige, bildschöne Komtesse L,.
in die sich der junge Prinz auf den ersten Blick sterblich
verliebte. Er sass neben ihr während des im Freien improvi-
sirten Frühstücks, erwies ihr die zartesten Aufmerksamkeiten
und verschwand dann mit dem liebreizenden Mädchen im
Walde. Als die jungen Leute aber etwas ungebührlich lange
mit der .Rückkehr zögerten, wurde die Mutter der Komtesse
unruhig. Diener wurden nach allen Richtungen entsandt.
Man fand die Missethäter, wie sie Beide ihre Hüte mit
Erdbeeren gefüllt hatten und lustig die rothen Früchte
verspeisten. Im nächsten Augenblick wurden sie für immer
getrennt. Prinz Otto ging mit dem König nach München.
Die jugendliche Komtesse schickte man in das Kloster
Misericoide, das sie seit jenem Tage nicht mehr verlassen
hat. Und jetzt nach 29 Jahren der Trennung ist der unheilbarem
Wahnsinn verfallene König auf unerklärliche
Weise zu der Kenntniss der Thatsache gekommen, dass
jenes Mädchen, das er in seiner Jugend geliebt hat, zur


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