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430 Psychische Studien. XX?, Jahrg. 8. Heft. (August 1898.)
selben Zeit wirklich gefährlich krank in ihrer Zelle lag."
— (Aus einer „Hamburger Zeitung" im April er.) — Wie
bekannt, entwickelte sich die Menschenscheu König Ludwig1 %
von Bayern ebenfalls nach Auflösung seiner Verlobung mit
der Prinzessin Sophie, nachmaliger beim Brande des Pariser
Bazars umgekommenen Herzogin von Alencon. (Vgl. ,,Psych.
Stud." Juli-Heft 1897 S. 392 Note **). Aber das Auffallendste
ist, dass sich diese Liebesaffairc Königs Ludwig's gleichfalls
im Sommer 1867 abspielte, also gleichzeitig mit derjenigen
seines unglücklichen Thronerben. Dieser „Zufall" Hesse sich
in interessanter Weise astrologisch erklären. Die obige
„Unerklärlichkeit" aber, wie der geisteskranke König zur
Kenntniss des jetzigen Zustandes der Komtesse gekommen
ist, erklären wir uns jedoch sehr einfach. Beide Personen
sind trotz langer Trennung noch immer telepathisch verbunden
, und in Bezug auf diese sensitiven Wahrnehmungen
giebr, es keine Geisteskrankheit, weil sie nicht durch das
Gehirn, oder doch nicht durch das Grossgehirn vermittelt
werden. Dass die psychischen Kräfte nicht ausschliesslich
an das Gehirn gebunden sind, war den Aerzten und Physiologen
früher eine ausgemachte Thatsache. Meine Broschüre
— „Die Psyche des Gangliensystems als Quelle der
mediumi stischen und verwandten Erscheinungen"
— (Verlag von Paul Zillmami in Zehlendorf bei Berlin,
„Neue Metaphysische Rundschau") Preis 50 Pf., nimmt
Bezug auf diese früheren Forschungen. Hier wird der Leser
eine physiologische Erklärung finden für das, was
du Prel nicht unrichtig „Verlegung der Empfirdungsschwelle"
genannt hat. Wenn sich die heutigen Physiologen näher
mit diesen Dingen befassen würden, so wären wir längst
ein gutes Stück weiter in Erforschung der sogenannten
occulten Phänomene. Aber man will nicht, es ist nicht
Mode; man fürchtet sich im Stillen auch wohl davor, in
Gebiete zu gerathen, welche man der politischen, materialistischen
Dogmatik der gegenwärtigen Schulwissenschaft zuliebe
förmlich verabscheut. Hamburg, Anfang Mai 1898.
Albert Kniepf.
g) = In der „Breisgauer Zeitung" v. 4, Mai er. befindet
sich folgende Erklärung: — „Die Unterzeichneten,
Friedrich Kleksle, Postschaffner, und seine Ehefrau, Katharine
Kleissie geb. Merdelmeier, erklären hierdurch Folgendes: —
Nachdem wir mehrmals Unglück hatten mit Pferden und
unserem Kinde, welches einmal Nachts entsetzlich schrie,
wandten wir uns an den Geheimdoctor N.f dessen Namen
wir laut gegebenem Versprechen nicht nennen dürfen. Dieser
erkannte diese Vorkommnisse als Hexerei, und zwar
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