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442 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1898.)
sie sprechen. Diese schien aber keine Lust zu haben und
sagte, dies Mal Wolle sie nicht hinaufgehen. Kaum ausgesprochen
, so that es einen furchtbaren Krach. — "Wir
hatten im Garten drei schöne Obstbäume. Der Abend war
sehr warm und kein Lüftchen ging. Die Kinder, die draussen
spielten, kamen nun plötzlich heimgelaufen und sagten, die
Bäume seien zerbrochen. Wir schauten nach. Die Aeste
lagen auf dem Boden. Als dieselben fielen, hatte ihre
Frucht die Grösse einer Erbse. Es war demnach Anfang
Juni 18ö6. Nun konnten wir die Familie nicht mehr
länger dulden. Die Polizei erklärte, sie könne hier
nichts machen. Mein Mann nahm einmal den Revolver zur
Hand, um nach der Gestalt zu schiessen. Aber da er sie
nicht sah, musste ihm Ottilie die Richtung angeben, sie
huschte jedoch immer auf die andere Seite. Ottilie trug einst
Kaffee die Treppe hinauf. Da that es plötzlich einen Krach,
sie fiel zu Boden, der Kaffee lief aus, aber das Geschirr blieb
unbeschädigt und stand aufrecht. Meinen Kindern wollten
sie oft kleine Geschenke machen, aber ich verbot ihnen,
etwas anzunehmen. Nun schien die Sache zu Ende zu gehen.
„Auf dem Treppenpfosten lagen längere Zeit drei
Kupferpfennige. Ich schärfte aber jedem ein, sie liegen zu
lassen. Plötzlich ward Frau M. sehr krank. Man wusste
nicht, was ihr fehlte. Später sah man sie wieder mit verbundenem
Kopf. Wir sassen einmal in der Stube ganz
geneüthlich bei der Unterhaltung. Ottilie sass an der Wand
auf dem Sessel. Plötzlich stöhnte diese. Es schien ihr der
Athem auszugehen. Nun erzählte sie, es wäre etwas auf sie
gesessen und hätte sie an die Wand gedrückt. Zu gleicher
Zeit hörten wir die Waage gehen. (Neben uns hatte Frau
M. ein kleines Spezereigeschäft.) Wir schauten nach, aber
alles war verschlossen. — Von nun an bemerkten wir keine
Störung mehr. Bald zogen die Leute aus, um wo anders eine
ähnliche Komödie zu spielen, (die auch mit dem Koth
tragen), aber dann ganz fort von hier. — Frau St" —
Frau St., die mir das berichtete, hat einen guten
Charakter und verdient gewiss das vollste Vertrauen. Dieselbe
Geschichte erzählte mir seiner Zeit ihr Sohn, jetzt in
Stuttgart. In dem Artikel „Geheirawissen auf dem Lande"
(„Psych. Stud." 1897) brachte Herr Mummert ähnliche Fälle;
aber eine Erklärung derselben hat er nicht unternommen.
Wäre hier vielleicht Jemand geneigt, seine Erfahrung auf
diesem Gebiete kundzuthun ? Wie. wann und wo kam wohl
jene Maus zu Stande; oder (bei Herrn Mummert 's Artikel)
die Kröte? Ferner die Unordnung in den Zimmern u. s. w.,
und aus welcher Absicht dies alles?
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