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Wittig: Hexenaberglaube in Schlesien,
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Hexenaberglaube in Schlesien.
Von Gr. C. Wittij-.
Im zweiten Bande von Dr. C. Grürihagen'z, Geheimen
Arehivraths und Professors an der Universität Breslau, zu
Gotha bei Friedrich Andreas Perthes 1886 erschienener
„Geschichte Schlesiens44 lese ich von Seite 343—344
folgendes interessante Hexenkapitel, dessen Inhalte ich zwar
nicht in allen Punkten [siehe Klammern] beitrete, aber als
eine Bestätigung für vieles aus meiner Heimathprovinz
Schlesien in diesen „Psychischen Studien" schon Beigebrachte
und aus der geschilderten Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts
auch im 19. noch Nachwirkende und noch zu Schildernde
unseren Alles vergleichenden Lesern nicht vorenthalten
möchte. Daselbst heisst es nun: —
„In einem Punkte aber finden sich die (sonst so schroff
getrennten) Anhänger beider Konfessionen mit samt ihrer
Geistlichkeit zusammen, leider in einem nicht eben rühmlichen
, nämlich in dem Glauben an Hexerei und
Zauberei. [Der sonst hochgeschätzte und in Historie viel
erfahrene Herr Professor hat eben über diese Dinge nur
immer absprechendes Zeug gelesen, aber leider nicht selbst
danach geforscht und daher auch nichts selbst erlebt, woraus
eben sein Vorurtheil gegen dieselben entspringt, als existirte
so etwas nicht! — Referent] Dieser Aberglaube wurzelte
sehr tief in jener Zeit [Wie er auch fortwurzeln wird in alle
zukünftigen Zeiten, so lange dergleichen Erscheinungen
immer wieder von neuem auftreten und sich als wesentliche
Bestandteile des menschlichen Seelenlebens dokumentiren!
— Ref.], und man erschrickt oft geradezu, wenn man
hervorragende Schriftsteller von damals sich ganz unumwunden
zu ihm bekennen sieht. [Ja, was sollten sie denn
gegen hartnäckige Thatsachen und Vorgänge anderes thun,
als der Wahrheit die Ehre geben? Würde das der Herr
Professor nicht auch thun, falls er Aehnliches erlebte?
Behaupten wollen wird er doch sicher nicht, dass etwas,
was er nicht selbst erlebt hat, nicht dagewesen, oder
überhaupt nicht da sei und existire. Dann würde ja seine
ganze schlesische Geschichte von Anbeginn bis zum Jahre
1740 für ihn selbst nicht existiren, weil er ein Nachgeborener
ist, der das Alles doch nicht selber erlebt hat und sich
folglich auch auf das gemeinsame Zeugniss vieler einander
sogar widersprechender Zeitgenossen verlassen muss! —
R e f e r.] So wie nun aber die Meinung allgemein verbreitet
war, dass manche Menschen durch übernatürliche
Mittel und mit Hilfe des Teufels ihren Neben-
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