Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 444
(PDF, 192 MB)
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444 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1898.)

menschen schweren Schaden an Leib und Gut
zuzufügen vermöchten, ward es erklärlich, dass
solche als die gefährlichsten Feinde der Menschheit
angesehen und erbarmungslos verfolgt wurden. [Ganz ähnlich
wie heutzutage von den besitzenden Klassen die an ihrem
Gewinn entsprechenden Antheil nehmen wollenden Sozialdemokraten
und selbst auch die nur das Rechte und Billige
für ihre ärmeren Gemeindemitglieder erstrebenden Pastoren!
— Refer.] Gegen solche Unglückliche ist dann unter dem
Beifalle der gesamten Bevölkerung mit dem ganzen Apparat
der damaligen grausamen Gerechtigkeitspflege vorgegangen
worden, und die Zahl der Opfer dieses Wahnes ist in jener
Zeit sehr gross. [Der Herr Professor hält demnach diese
Leute für Unglückliche und jedenfalls auch für unschuldig
Verfolgte, einem blossen Wahne zum Opfer Gefallene und
beklagt die damalige grausame Gerechtigkeit Sollte er
keinen Blick dafür haben, dass die heutige Gerechtigkeit
eigentlich nicht viel milder, oft um so raffinirter verfährt,
wenn sie auch bona fide im Sinne jener Zauberer und Hexen
Handelnde, ihre Mitmenschen nicht einmal Schädigende,
sondern ihnen Gesundheit und Hilfe Verschaffende einfach
unter den Betrugsparagraphen bringt und mit Zuchthaus
oder schweren Gefängniss- und Geldstrafen belegt?*) —
Referent.] Man mag es als einen Fortschritt ansehen,
dass bei der grossen Pest von 1633 nichts mehr von den
scheusslichen Morden verlautet, welche bei der Epidemie
von 1606 an vielen Orten Schlesiens, nirgends aber schlimmer
als in Frankenstein und Guhrau, an solchen, die
beschuldigt wurden, durch Ausstreuen von Giftpulvern die
Pest hervorgerufen zu haben, verübt worden sind. Dass
jedoch jener Wahn noch nicht erloschen war, sondern durch
UeberHeferungen fortlebte, zeigten die Frankensteiner
dadurch, dass sie 1673 ihren Totengräber unter entsetzlichen
Martern als Ausstreuer von Giftpulvern hinrichten Hessen,
zugleich mit seiner Frau und Tochter, während die Totengräber
von Reichenbach und Wartha, welche die dortigen
Behörden auf die Nachricht von der eingeleiteten Untersuchung
gefesselt übersandt hatten, um bei der Gelegenheit
mit inquirirt zu werden, anscheinend mit dem Leben davon
gekommen sind. [Mit den Totengräbern der damaligen Zeit
hatte es aber doch eine eigene Bewandtniss, da sie die

*) Man vergleiche die hierüber mitgeteilten Fälle in „Psych.
Stud." Novbr.-Heft 1896 S. 560 ff., März 1896 S. 148 ff., Juni 1895
S. 284 und der Schlofer-Fall Jahrg. 1894 S. 145 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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