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Reich: Die Chemie des Mittelalters.
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des vierzehnten, fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts
eine bisher unvollkommen ausgefüllte Lücke bestand. Und
es habe diese lateinische Alchymie nicht unmittelbar von
den alten Griechen her ihren Aufschwung genommen. Als
Vermittler seien hier die Araber zu betrachten, wohl auch
in gewissem Maasse die Römer. Die Araber jedoch kannten,
und es geht dies klar hervor aus den Studien Berthelot18,
nicht unmittelbar die Werke der alten Griechen, sondern
die Syrier waren es, welche den Arabern zu dieser Kenntniss
verhalfen. Das Werk der Uebersetzung der griechischen
Autoren der Alchymie in das Syrische fängt an mit Sergius
von Resaina im sechsten Jahrhundert nach Christus. Einige
Jahrhunderte später war Bagdad der geistige Mittelpunkt,
woselbst die Schriften der alten Hellenen in das Syrische,
und sodann in das Arabische, übersetzt wurden und Anstoss
gaben zu grossem, glänzendem Aufleben der Wissenschaften
und, für unseren Fall, der Alchymie.
Berthelot hat die alten, hierauf bezüglichen Handschriften
zu London, Cambridge, Paris und Leiden studirt und diese.,
Forschungen zum grössten Nutzen für die Geschichte der
Alchymie des Mittelalters verwerthet. Bei Uebersetzung der
syrischen und arabischen Manuscripte waren Rubens Duval
und 0. Houdas sehr hülfreich.
Der Inhalt der drei Bände ist kurz der folgende: —
Vorwort, allgemeine Einleitung, die technischen Ueber-
lieferungen der Künste und Handwerke, das Buch der
Feuer von Marcus Graecus} das Buch der Priester, die
lateinischen Uebersetzungen der Werke der arabischen
Alchymisten, Anhang; Einleitung, Anmerkungen über die
Manuscripte, das erste syrische und arabische Lehrbuch der
Alchymie, Uebersetzung des syrischen Textes, Abbildungen
zur syrischen Alchymie, alchymistische Anmerkungen aus
dem Lexikon des Bar Bahloul, Uebersetzung des arabischen
Textes, andere Abhandlungen der syrischen Alchymie aus
dem Manuscript von Cambridge, Zusätze und Verbesserungen;
Anmerkung, Auszug aus Kitäb-al-Fihrist, das Buch von
Kratesj von El-Kabtb, von Ostarles, Auszug aus dem
Manuscript 1074, Werke von Djäber; Zusätze und Verbesserungen
. Jeder Band enthält Index und ausführliche
Register, sowie Originaltexte, Uebersetzungen und Abbildungen
, den alten Handschriften entnommen.
Wir haben es hier mit einem Meister- und Riesenwerke
zu thun, welches einen grossen Eckstein ausmacht in der
Geschichte der Alchymie, der Chemie, der Wissenschaften
überhaupt. Man muss Berthelot beglückwünschen, da er über
bisher dunkle Stellen Licht verbreitete und Angelegenheiten
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