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Psychische Studien. XXV. Jahrg. 9. Heft. (September 1898.) 477
„Gesichten" wohlbekannte Seherin de Fernem in Berlin hat
auch über die Zukunft der irdischen Reste des verstorbenen
Kanzlers einige Visionen gehabt, die wir nicht verfehlen
wollen, hier wiederzugeben: — „Obwohl dem Wunsche des
Kaisers, den Todten in Berlin beigesetzt zu sehen, bekanntlich
aus Eücksicht auf die testamentarischen Bestimmungen
des Fürsten jetzt nicht entsprochen werden wird, so sagt
die Somnambule dennoch voraus, dass im nächsten Jahrhundert
und nach einem grossen Kriege die Gebeine des
„eisernen Kanzlers" unter grossartigstem Pomp nach Berlin
übergeführt werden würden. Sie habe dieses ferne Zukunftsbild
auch schon deutlich gesehen; sie habe sogar
den Prediger, der die Beisetzungsrede gehalten, in dem
betreffenden Gesichte deutlich geschaut und sprechen gehört.
Es sei ein Redner gewesen, der an Begabung, an Stimme
und an Wuchs die Redner aller gewesenen Zeiten und
Völker nach ihrer (der Seherin) Meinung weit übertreffen
müsste. Derselbe habe auf Bismarck^ irdische Mission in
treffendsten Worten hingewiesen. Weiter führte die Visionärin
aus, dass die Gebeine des Verewigten mehrmals die Ruhestätte
wechseln würden; unter anderem würden sie einmal
in Folge von Er der schütter ungen von ihrem Platze fortgebracht
.*) Nach hundert Jahren würden die irdischen
Üeberreste des „Eisernen" in einem massiven, schönen
Kupfersarge ruhen, sie, die Visionärin, habe dies alles
bereits in genauen Gesichten wahrgenommen.**) Von der
enormen Grösse des späteren Berlin, in welchem die Gruft
des „grössten Staatsmannes der Welt" sich befinden werde,
könnten wir uns übrigens gegenwärtig kaum eine Vorstellung
machen;***) die jetzige Kaiserstadt an der Spree müsste
klein dagegen genannt werden/' — („Berliner Lokal-Anzeiger44
Nr. 364 v. 6. August er.) — Anmerkungen von
Frediric Godefroy in Berlin. —*) Auch habe sie in
einem geistigen Bilde den Sarg Bismarck1^ bei Fackelschein
durchs Thor der Zöschen Besitzung Schönhausen
tragen sehen. — **) Auf dem Sarge hätte sie zwei Engel
mit Posaunen geschaut; ferner eine Fürstenkrone über
demselben. —***) Die Clairvoyante sagt neuerdings nachträglich
, dass sie B!s Beisetzung in Berlin speziell gerade
nicht gesehen habe; es sei ihr aber die Ueberführung
der irdischen Üeberreste des Fürsten nach der Reichs«
hauptPtadt in einem sehr klaren Bilde gezeigt worden.
Ebenso hätte sie, wie oben schon gesagt, eine Rede
*j Man sehe die Anmerkungen dieses *) wie die folgenden beiden
**) und ***) am Schlüsse dieser Mittheilung. — Frederic Gode/roy.
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