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Handrich: Spiritistische Erfahrungen und Ansichten. 491
in stetem Verkehr mit den Abgeschiedenen zu stehen, als
ein Hinderniss mit Hinsicht auf deren Entwickelung. Ist
die Sehnsucht zu allgewaltig, so sollten wir den Versuch
machen, anstatt sie an uns zu ziehen, unser Ego durch
Abstraction von der uns umgebenden Materie und deren
Genüssen zu vergeistigen, um uns, wenn auch nur für
Momente, zu befähigen, zu ihnen zu gelangen.
Ich kenne einen Multimillionär und Inhaber städtischer
Ehrenämter, der aus selbstsüchtiger Liebe vermittelst eines
Mediums in täglichem Verkehr mit seiner vor Jahresfrist
verstorbenen Gattin steht, die in Folge dessen förmlich erdgebunden
und entgegen ihrer Bestimmung als Geist in dieser
materiellen Sphäre verbleibt, aus der sie sich selbst nicht
als abgeschieden betrachtet. Aehnlich verhält es sich mit
den Familiengeistern, den Kontrolspirits der Medien, die
aus freier Wahl, oder auf Grund psychischen Zwanges, auf
dieser Daseinsebene verbleiben und durch den Organismus
der Medien der materiellen Genüsse theilhaftig werden,
wohl auch denselben, auf Kosten des physischen Euins
derselben, zu fröhnen vermögen.
Das Sprichwort: — »Der Wunsch ist Vater des Gedankens
" — findet nirgends zutreffendere Anwendung als
im Verkehr mit den Abgeschiedenen, die, wenn gefragt, ob
das in Verbindungtreten mit der materiellen Welt sie nicht
am Fortschreiten in geistiger Hinsicht auf der neu angetretenen
Bahn verhindere? stets verneinend darauf antworten
. Derartige Aussagen sind wie alle Botschaften und
Mittheilungen „cum grano salis" zu nehmen. Denn erstens
steht zwischen uns und der transscendentalen Welt das
Medium, und zweitens zwischen diesem, unseren Angehörigen
und anderen Geistwesen die wiederum den Verkehr mit
den Medien vermittelnden Kontroigeister. Demzufolge erfährt
Manches eine anders gewollte oder auch unbeabsichtigte
Färbung.
Beklagte sich doch schon Cadmus über die geistlose und
unbefriedigende Botschaft, die er durch die Pyihia (dem
Medium) des dem Apollon geweihten Orakels erhielt, worauf
ihm Theon erwiederte, dass nicht der Gott selbst, wohl aber
die Pyihia es sei, die den Gedanken erhalte und ihn erfasse,
nicht aber , ihm einen entsprechenden Ausdruck zu verleihen
vermöge. Einer dem entsprechenden Analogie begegnen wir
zwischen Hypnotiseur und Sujet, d, h. das Empfinden ist
subjectiver, einer Traumbefangenheit ähnlicher Natur, die
auch den Verkehr der Geistwesen mit den dieser materiellen
Sphäre Angehörigen kennzeichnet.
Bei dem „Sich in Rapport setzen" angelangt, möchte
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