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Wiltig: Ueber den Bilwitz-Glauben der alten Wenden. 493
die Tafelschriften, resp. das Schrift- und Bildprojiciren, sowie
die Dorchagraphien, auf empfindlich chemisch präparirten
Platten zu Stande. In dieser letzteren Phase tritt besonders
die Thätigkeit der Kontrolspirits zu Tage, welche die Gedankenbilder
anderer Geistwesen auf die Platten entsenden
und unter Ausschluss des prismatischen Lichtes, d. h. vermittelst
Anwendung anderer, als der auf unser Sehvermögen
sich als Licht bemerkbar machenden Vibrationen, den die
Bilder erzeugenden chemischen Zersetzungsprozess bewerkstelligen
.
Das ßesume dieses Essays liefert den Beweis, dass es
weder den transscendentalen Wesen, weder den Medien noch
den Forschern gelingt, den Vorgang der spiritistischen
Phänomene in Worte zu kleiden, die zum Verständniss
führen. Der Versuch scheitert gerade da, wo auch die
exacte Wissenschaft mit dem Erklärungsversuch der jedem
Wesen innewohnenden „Lebenskraft" Schiffbruch leidet. Je
mehr man gelernt hat, desto mehr erkennt man das Stückwerk
seines Wissens.
Brooklyn, N. Y., im Juli 1898.
Ueber den Bilwitz-Glauben*) der alten Wenden
(referirt von Gr. C. Wittig)
I.
in der Mark Brandenburg noch zur Zeit des grossen
Kurfürsten berichtet uns Ernst Remin in seinem historischen
Roman: — „Neue Bahnen" — s, „Daheim" Nr. 6 vom
12. November 1892 XXIX. Jahrg. S. 82 Bälgendes: — Ein
Stadtjunker Renatus Wedigen und ein junger adliger Herr,
Junker Hans Görg von Zellen, vernahmen von einem alten
wendischen Schäfer am Wege von Lökenitz nach Petzow,
dass ein junges Mädchen, Lise Bötzow, des Renatus' zugelaufene
Magd, die der Zauberei mit dem Bilweis angeklagt war,
justificirt werden solle, weil sie alles gestanden habe* „Als
sie in das Häuslein im letztgenannten Dorfe selbst kamen,
in dem der Prediger herbergte, trat ihnen dieser feierlich
im Ornat entgegen, hatte auch seinen weissen Kragen von
der Amtshandlung noch umgethan. — 'Das Mägdlein war
verstockt*, — sagte er ihnen auf ihre Frage, — 'es hat
einen üblen Satan im Leib. Als ich sie beschwor und
*) Man vergl. hierzu noch Oskar Mummertfs „Geheimwissen auf
dem Lande" II. 2, „Der Pillensehoieder" iu „Psych. Stud « Juli-Heft
1897 S, 379 ff. — Der Sekr. d. Red.
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