Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 504
(PDF, 192 MB)
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504 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1898.)

Böse und moralisch Niedrigsteben de am Leben, sondern der
Feinere, Gewissensvollere und Gute, im Ganzen also der
moralisch Empfindsamere. Je „höher" also Jemand auf der
Stufenleiter der Reincarnationen stände, als desto leidensvoller
empfände er seine Nativität und das Dasein, desto
mehr müsste er geneigt sein, das Leben als Strafe zu
bewerthen. In der Tbat sehen wir in der Geschichte der
Kulte und Religionen gerade die Verdü&terung von den
gebildeteren und denkenden Klassen ausgehen, während die
heitere Seite der Kulte von den niederen und weniger tiefdenkenden
Volksmassen gepflegt worden ist und für diese
da war. Im Alterthum gab es zweierlei Kulte, die mehr
heitere Form für das Volk, die ernste und pessimistisch
gefärbte für die Gebildeten. In Griechenland naimte man
Jenes die „kleinen", Dieses die „grossen" Mysterien; auch
in Egypten hatten die Priester ihren eigenen, hochernsten
Kult, ihren „Geheimkulta. Mit der Verbreitung der Bildung
und mit der Zusammenwürfelung der Nationen und ihrer
Klassen und Stände im centralistischen römischen Reiche
verschwand dieser Gegensatz, und die ernsten Geheimkulte
popularisirten sich; auch war ja das Volk der eigentlich
leidende Theil geworden! Dieser Prozess schuf das
Christenthum, in dem alle Menschen „gleich" sein sollten.
Die Sache hatte aber in Indien ihren Anfang genommen,
denn der Buddhismus war nichts weiter als der Versuch
einer Beseitigung der brahmanischen Kastenreligion: —
ein Prinz wird Volksmann! Ob es ihm gelungen ist,
die Menschen glücklicher als vorher zu machen, diese Frage
will ich nur aufwerfen. Grosse religiöse Krisen sind nach
meinem Dafürhalten immer ein Sympton, dass die Menschen
sich während derselben im Durchschnitt noch unglücklicher
fühlen als zu anderen Zeiten; sie räumen dann mit der
alten Welt- und Gottesordnung auf. Da dies physisch und
politisch nicht vollkommen gelingen kann, so wird diese
Revolution eine geistige, der Glaube ein anderer.

Die Unmöglichkeit aber, in den irdischen Erfolgen —
wer überhaupt solche noch hat — die Glückseligkeit zu
finden, erzeugt das Ideal der Selbstlosigkeit; das Nirwana
wird zum Ideal, die Ueberwindung dieser Welt das „Ziel"
des Lebens. Da dieses Ziel aber in unserer beschränkten
und den Geschicken nach materiell prädestinirten Existenz
nicht zu erreichen ist, so zieht man gerade aus dieser
Prädestination den Schluss auf eine mehrfache, öftere
Existenz, bis man das Nirwana der Weltüberwindung
erreicht. So verstehe ich den ursprünglichen Sinn und Zweck
des ReSncarnationsglaubens. Verstehen ihn die meisten An-


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