Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 506
(PDF, 192 MB)
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506 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1898.)

in der die Geburtszeit der Kinder nicht die kleinste Rolle
spielt. Obwohl in der That die Einflüsse der Kinder schon
in unserer Nativität liegen, so ist es doch sehr verkünstelt,
diese Einflüsse vor der Zeit zu personificiren; denn
die Gestirneinflüsse einer Stunde und Minnte bilden doch
noch keineswegs zugleich ein Individuum in „Präexistenz",
sondern sind nur das präexistirende dynamische Schema
einer Geburt. Da aber die Kinder auf diese Weise die
Einflüsse der Eltern haben, so könnte mar, eher sagen, sie
„büssen" für deren Fehler und Sünden, wenn man den
Sachverhalt vom Standpunkte der Busse auffassen will.
Wir büssten also demnach nicht für eine frühere Existenz,
sondern mehr für unsere Verwandten, und auch andererseits
schon büssten die Eltern für ihre noch ungeborenen
Kinder! — Ich meine, dass der Buss-Standpunkt hier zu
himmelschreienden Ungerechtigkeiten führt, abgesehen noch
von der Reinearnationshypothese. Diese ist daher moralisch
nicht haltbar, denn wie kann man büssen für Sünden eines
verflossenen Lebens, deren man sich doch nicht mehr
bewusst ist? —

In der That sehen wir das Unheil sich oft vererben.
Dies kann nicht geleugnet werden; daraus aber zu folgern,
dass die Kinder vermöge ihrer vorigen Re'incarnation es so
„verdient" haben und an so unglückliche Eltern gerathen
mussten, — ist eine Erklärung, für die es einen Beweis
zur Zeit nicht giebt.

In Amerika ist übrigens eine Bewegung gegen den
buddhistischen Theosophismus im Wachsen. Schon einmal
ist die Verbreitung desselben im westlichen Asien und
Europa gescheitert, nämlich im Alterthum. Das Christen-
thum hat augenscheinlich Vieles aus der buddhistischen
Litteratur geschöpft, aber nicht die Reincarnation adoptirt.
Es setzte die Schuld an den Uebeln des Daseins dagegen
auf das Konto Aller, — ein kulturhistorisch wichtiger Zug.
Bei alledem aber käme noch vorher die Frage in Betracht,
ob wir in Willen, Gesinnung und Denken ganz und gar
durch unsere Nativität gebunden sind. Ist dies der Fall,
so hätte der Buss-Standpunkt ja gar keinen Sinn, dann
könnten wir eben „nicht anders." Man kann aber diese
.Frage vorläufig nicht mit Sicherheit entscheiden, so sehr
auch Alles für eine rgebundone Marschroute4* spricht.
Jedenfalls können wir den Hauptwendungen des Geschickes
durch die Gestirn reize nicht entgehen. Das Problem wäre
nur, wie wir die Schicksalswendungen auffassen, also ob eine
ideale Freiheit ihnen gegenüber vorhanden ist.


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