Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 565
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Uebor den Bilwitz-Glauben der alten Wenden, 5B5

Dorf, in das eine Hase lief, stehe Unglück, namentlich eine
Heimsuchung durch Feuersbrunst, bevor. Alte und junge
Hexen verwandelten sich in Hasen, indem sie sich entkleideten
und den Körper mit Hasenfett einrieben. Solche
Hexenhasen oder Hasenhexen sind grösser als gewöhnliche
Hasen, laufen nicht auf vier, sondern auf drei, manchmal
sogar nur auf zwei Läufen und können sprechen. Sie haben
es besonders auf das Vieh abgesehen, laufen unter die
Heerden, bezaubern sie, saugen den Kühen die Milch aus
und thun sonst noch allerlei Böses. [Man vergl. hierzu ,,Die
Stampede" in „Psych. Stud." Oktbr.-Heft 1897 S. 587 ff. und
Nov.-Heft 1897 S. 611 ff. über das Alpdrücken der Kühe.] —
Die dämonischeste deutsche Sage aber, in der der Hase eine
Rolle spielt, ist die \om 'Bilmenscbnitter', und das Volk
weiss nicht einmal, dass es sich dabei um Lampe handelt.
Gelegentlich sieht der Bauer während des Sommers in seinen
Getreidefeldern lange, schmale, gerade gemähte Gassen.
Wer hat sie angelegt? Der BilmenSchnitter. Der
Aberglaube an diesen spukhaften Unhold ist weit verbreitet:
— von der Überlausitz durch das ganze Königreich Sachsen,
über ganz Thüringen und Bayern, ja Spuren von ihm fiuden
sich noch in Westflandern. Jenes gespenstische Wesen führt
viele Namen. Statt Bilmenschnitter findet man in Obersachsen
Bilgenschnitter, in Thüringen und Bayern Bilmesund
Binsenschnitter, in anderen Gegenden des Vaterlandes
heissen die im Getreide gehauenen Gassen: — Bilbez-,
ßilfex- und Bilwegschnitt, auch der 'Bilweg' schlechthin,
Namen, die alle auf das uralte, vielleicht ursprünglich
slavische Wort Pilwitz — in der engeren Bedeutung ein
Getreidespuk, in der weiteren eine Hexe überhaupt —
zurückzuführen sind. — Man hat wohl gesagt, äsende Hirsche
und Bebe, die rudelweise in's Getreide gingen, wären die
Urheber dieses Unfugs. Nun, wenn gleich ein ganzes Rudel
Hirsche oder auch nur Rehe zum Aesen in ein Getreidefeld
zieht, dann wird es eine andere Spur seiner Thätigkeit
hinterlassen als eine blos handbreite Gasse. Auch einzelne
Rehe hat man als die Uebelthäter verdächtigen wollen, aber
Bilmenwege finden sich auch da, wo auf viele, viele Meilen
weit rundum von der Gegenwart eines Rehes keine Rede
sein kann. — Niemand anders als alte, erfahrene Hasen
sind die Bilmenschnitter. die sich in dem hohen Getreide
einen Wechsel offen halten wollen, auf dem sie hin und
her huschen können, ohne dass die Bewegung der Halme
ihre Schleichwege verräth. — Früher mag man wohl des
Anblicks eines Bilwegs öfters theilhaftig geworden sein als
gegenwärtig; ich habe noch keinen gesehen. Vordem waren


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