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568 Psychische Studien, XXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1898.)
erachten, die Mittheilung meines vollen Namens keineswegs
verwehre."*) —
„Im Spätherbste oder schon Anfangs des Winters des
Jahres 1880 träumte ich folgendes: — Ich promenire mit
meinem jüngsten Bruder in einem scheinen Walde. Da
begegnen wir einem unbekannten Herrn. Er wechselt mit
meinem Bruder einen verständnissvollen Blick, als ob er
fragen wollte: — 'Ist das dieselbe?' — Auf das — ,Ja' —
des Bruders, übergiebt mir der Fremdling eine Papierhtilse
mit folgenden Worten: — 'Dies ist für Sief — Ich öffne
die Hülse und sehe einen Ring, an welchem noch der Preiszettel
hängt. Nun will ich fragen, wer mir dies gesendet
habe, aber der Fremdling ist schon verschwunden. Ich frage
nun den Bruder, ob er den Menschen kenne, und füge bei,
dass dem Ringe auch der Preis beigegeben wäre, damit man
den Werth desselben sehe. Der Bruder wirft einen Blick
auf das Papier und erwiedert: — ,Es wird nicht so sein,
hier stebt etwas geschrieben, lies es!' — Nun lese ich in
der That folgende Worte: - ,Ich werde mich selbst melden/
— Nun frage ich den Bruder, was ich mit dem Ringe anfangen
solle, da die Mutter nicht erlaubt, dass ich einen
Ring vor der Verlobung trage, worauf er mir erwiedert: —
,Verstecke ihn im Busen!' — In Sorgen, wie ich den Ring
verwahren werde, damit es die Mutter nicht bemerke,
erwache ich." —
Einige Tage darauf träumt mir : — Ich sei im Begriffe
mit der Mutter einige Ankäufe zu machen. Da ich weiss,
dass meiue Matter wegen Rheumatismus nicht lange und weit
gehen kann, frage ich, ob wir alle Einkäufe in einem Tage
werden besorgen können. Die Mutter antwortet darauf, ich
solle nachschauen, ob der Wagen schon vorgefahren wäre.
— 'Hast Du einen Wagen bestellt? — frage ich die
Mutter. — ,Nein', — antwortete dieselbe,, — ,ich ersuchte
Dr. Lazarevic, mir den Wagen für einen Tag abzutreten, da
er jung ist und also leicht einen Tag zu Fuss seine Visiten
abmachen kann. Es wird ihm nichts schaden.' — Der Wagen
kam auch wirklich, und wir besorgten alle Ankäufe." —
„Ich theilte beide Träume meiner Schwester mit. Sie
prophezeite mir nun eine baldige Verlobung mit Dr. Lazarevic.
Da aber Dr. L. bei der Trauung meiner Schwester als
Gevatter fungirte und bei uns auch die geistliche Verwandtschaft
als Ehehinderniss gilt, so glaubte ich keineswegs an
*) Da die Mittheilung des vollen Namens die Glaubwürdigkeit
des Berichtes ungemein erhöht, so nahm ich mir die Freiheit, die
gütige Erlaubniss zu gebrauchen. — Dr. v. Gaj,
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