Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 586
(PDF, 192 MB)
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586 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 11. Heft. (November 180&)

Wer nun die Phänomene des Spiritismus, Animismus,
Somnambulismus, die Leistungen der indischen Fakire und
Yogis kennt und dann objectiv die Bibel vergleicht, der
muss zugestehen, dass viele Thatsachen der letzteren mit
ersteren in Zusammenhang stehen. Da aber der Zweck der
von Christus, Buddha . . . angegebenen Lehren ein idealer,
die Vereinigung des Menschen mit Gott ist, so kann es
nicht im Sinne der mystischen Entwickelung gelegen sein,
sich bei derartigen Phänomenen aufzuhalten, die in den
Bänden selbstsüchtiger Menschen zu selbstsüchtigen Zwecken
verwendet werden können. Der praktische Mystiker, der
selbst in den Besitz magischer Fähigkeiten gelangt, kennt
seine eigene Kraft wohl, beachtet sie aber weiter nicht,
wenn anders er auf seinem Wege fortschreiten will; denn
sobald er aus wissenschaftlicher Neugier oder zu egoistischen
Zwecken von seiner Kraft Gebrauch macht, schafft er sich
selbst ein Hinderniss, indem dadurch das Alltagsich, der
Egoismus, wieder in den Vordergrund tritt, also das
materielle Element, das eben weggeschafft werden soll. Nur
zu Zwecken der Liebe, zum Wohle der Nächsten darf die
magische Kraft gebraucht werden, eine Vorschrift, die, als
im Sinne der Entwickelung liegend, sich von selbst versteht.
Da aber der Weg zur „schwarzen und weissen Magie"*) der
gleiche ist, so ist es ganz natürlich, dass die Gründer der
Religionslehre, in richtiger Erkenntmss der Sachlage, mit
der Preisgabe aller Geheimnisse so vorsichtig waren und
manchmal absichtlich dunkle Worte gesprochen haben.

Die Ausübung der praktischen Mystik hat verschiedene
Wege. Das Christenthum ist berechnet für die Allgemeinheit
und zeigt uns den Weg der praktischen Liebe. Die
Yogaübung des Ohristenthums ist identisch mit der
sogenannten Raja-Yoga des esoterischen Buddhismus,
nämlich Aufgabe der Persönlichkeit, Aufgehen des Menschen
in der göttlichen Liebe zum Nächsten, zu Gott. Beispiele
bieten uns dafür Apollonias von Tyäna, die sogenannten
Heiligen wie Augustinus, dann die sogenannten Theosophen
des Mittelalters: — Jakob Böhme, Angelus Silesius, Thomas
von Kempis, Molinos. Der Weg dieser Art von Yoga ist ein
langwieriger und schwerer, wenn auch der idealste. Neben
dieser reinsten Yogaübung, die mitten im Getriebe der
Welt vorgenommen werden muss, giebt es noch, wenn der

*) Man vergl. hierüber Näheres in Dr. Rieh. Wolf gang Bohrt* —
„Die indische Seel^nlehre in ihrer Anwendung auf Magie und Mystik"
- in „Psych. Stud." Oktober-Heft 1898 S. 507 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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