Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 595
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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Wedel: Das Uebersinuliche in der deutschen Littelatur etc. 595

Stemma ihren Stiefsohn in die Heimath, um sich wegen des
Mordes au dem alten Comes, von dem man munkelt, zu
rechtfertigen. Er kommt, und zwischen den beiden jungen
Leuten, die sich für Kinder desselben Vaters halten, entbrennt
eine heisse Liebe, welche ein tragisches Ende ahnen
lässt. Da opfert sich die Bichterin, um das Glück ihres
Kindes zu wahren. Sie bekennt vor dem herbeigerufenen
Kaiser ihre Thaten und stirbt durch Gift von eigener Hand.
Die Scene, welche uns interessirt, spielt in der Nacht, die
der Ankunft Wulfririn in der Heimath vorangeht, Sie mag
hier mit einigen Kürzungen folgen, schon aus dem Grunde,
damit der Leser, welcher mit den Schöpfungen Meyer'8 noch
nicht vertraut ist, sich eine Vorstellung von der Schönheit
der Sprache dieses Schweizer Erzählers machen kann.

Palma Novelta ist eingeschlafen, und die Mutter wacht
bei ihr, alter Zeiten gedenkend: — „Frau Stemma wurden
die Lider schwer, und sie Hess sich betäubt in einen Sessel
fallen. Da sah sie ein Ding hinter ihrem Stuhle hervorkommen
, das langsam dem Lager ihres schlummernden
Kindes zustrebte. Es floss wie ein dünner Nebel, durch
welchen die Gegenstände der Kammer sichtbar blieben,
während das blühende Mädchen in fester Bildung und mit
kräftig athmendem Leibe dalag. Die Erscheinung war die
eines Jünglings, dem Gewände nach eines Klerikers, mit
vorhangenden Locken. Das ungewisse Wesen rutschte auf
den Knieen, oder watete, dem Steinboden zutrotz, in einem
Flusse. Stemma betrachtete es ohne Grauen und Hess es
gewähren, bis es die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte.
Dann sagte sie freundlich: — 'Du Peregrinl Du bist lange
weggeblieben. Ich dachte, du hättest Ruhe gefunden/ —
Ohne den Kopf zu wenden und sich wieder um einen Ruck
vorwärts bringend, antwortete der Müde: — fIch danke dir,
dass du mich leidest. Es ist ohnehin das letzte Mal. Ich
werde zunichte. Aber noch zieht es mich zu meinem trauten
Kindchen/ — 'Seid ihr Todte denn nicht gestorben?' —
fragte die Richterin. — ,Wir sterben sachte, sachte,4 —
antwortete der Kleriker. — ,Wie denkst du? Die' — er
stotterte — ,die Seele wird damit nicht früher fertig, als
bis der Leib vermodert ist. Inzwischen habe ich mir diesen
ärmlichen Mantel geliehen/ — Der Schatten schüttelte seine
Gestalt wif einen rinnenden Regen. — ,Ei, was war der
irdische Leib für ein lustiges und heftiges Feuer! In diesem
dünnen Röcklein friert mich, und ich lasse es gerne fallen/
— 'Hernach?1 — fragte Stemma. — ,Hernach? Hernach,
nach der Schrift/ — Stemma runzelte die Stirne. — 'Zurück
von dem KindeP — gebot sie dem Schatten, der Palma


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