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598 Psychische Studien. XXV. Jahrg. IL Heft. (November 1808.)
Wenn mich die milden Augen grüssten,
In denen siel* ein Jenseits malt,
Mir war' es wie ein Traum den Wösten,
Wie Licht, das einem Kerker strahlt!
In einem anderen Gedichte — „Die Verschollenen" —
ist nur der Eingang für uns interessant. Er behandelt die
telepathischen Voranzeigen: —
Wer klopft? Horch? Hat es nicht geläutet?
Ist Jemand draussen? War's der Wind?
Der Wind? ö nein! Ich weiss es besser, Kind!
Es hat sieh einer angedeutet
Von deneu, die verschollen sind.
Das Uebersinnliche in der Gestalt des englischen Volksliedes
behandelt die lyrische Ballade — „Die Willis." —
Tn eigentümlicher Weise hat Albert Moeser die dem
Leser voraussichtlich bekannte Geschichte verwerthet, dass
der Abt Trithemius von Sponheim den Schatten seiner Gattin
heraufbtschworen hat Bei dem Dichter handelt es sich nur
um ein Anerbieten.
Kaiser Max.
Habt Dank, Herr Abt Trithemius%
Ihr habt es gut gemeint,
Ihr wolltet stillen der Thränen Fluss,
Die sehnend ich geweint,
Ihr wolltet durch geheime Macht
In mitternächtiger Stund*
Herzaubern mir, die ich g«liebt,
Die sterbend mich so sehr betrübt,
Maria von Burgund.
Sagt an, was soll ein Schemen mir,
Verschwindend an der Wand,
Der ich des bltib'nden Leibes Zier
In süsser Lust umspannt?
Mit Grausen würde füllen mich
Der Spuk, entstammt der Gruft,
Wenn ich, aufs Neu von Liebe warm,
Ausstreckte nach ihr heiss den Arm
Und tasste leere Luft.
Viel schöner, als des Zaubers Macht
Sie je beschwören kann,
Ruht tief ihr Bild im Seelenschaeht,
In der Eriun'rung Bann;
In stiller Stunde, traumversenkt,
Schaut sie der inn're Sinn,
Entrückt des flüchtigen Lebens Hast,
Strahlt sie ihm, ewig unverblassr,
Als schönste Königin.
Ich seh' sie reiten neben mir,
Vom Alp^nsturm umbraust,
Am Hut der Reiherfeder Zier,
Den Palken auf der Faust;
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