http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0611
Krasnicki: Zur BeurtheiL des vermeintl. „Betruges der Medien". 603
Darob erscholl natürlich stets helles Jubelgeschrei
seitens der „Aufgeklärten", während unerfahrene Occultisten
in Bestürzung geriethen und nun auch selbst den Glauben
an die früheren, einwandfreien Leistungen der betreffenden
Medien verloren.
Nur langsam brach sich die Erkenntniss Bahn, dass in
solchen Fällen weder der mächtig brausende Triumphgesang
der Gegner, noch die Niedergeschlagenheit der Anhänger
des Occultismus berechtigt sei, indem man aus fortgesetzten
kritischen Beobachtungen allmählich die Erfahrung gewann,
dass man es bezüglich dieser thatsächlich sehr oft vorkommenden
Betrügereien der Medien mit einem seltsamen
psychologischen Phänomen zu thun habe, das man nicht
so ohne Weiteres als bewusste Handlungsweise des Mediums
auffassen dürfe. („Psych. Stud.« 1886 S. 449, 227, 234:
1891 S. 356 ff.)
Sehr lehrreich sind in dieser Hinsicht die klassischen
Experimente von de Rochas, Dr. Dariex, Lodge mit Eusapia
Paladino. Aus den Berichten der genannten Forscher ist
zu ersehen, dass Eusapia bei mangelhafter Kontrolle häufig
zu „mogeln" versuchte, ja bei solchen „Mogeleien" auch
ertappt wurde, während aber bei strengster Kontrolle und
peinlichster Ueberwachung echte Phänomene occulter Natur
auftraten, hinsichtlich welcher jede Möglichkeit einer Täuschung
absolut ausgeschlossen war. Dr. Dariex bemerkt hierzu:
„ . . . ich denke, mich richtig auszudrücken, wenn ich
sage, dass bei Eusapia, falls ein Unterschleif vorkommt,
es mehr ihr Körper ist, der den Trug verübt, als ihr
bewusster Wille. Boshafte Seelen, das weiss ich wohl,
werden beim Lesen dieser Zeilen lächeln, aber daran liegt
mir wenig; die Zukunft wird darüber entscheiden." —
Es gewinnt demnach den Anschein, als ob die bei
solchen Experimenten sich manifestirenden Intelligenzen sich
des Körpers des Mediums auch zu Schwindeleien bedienen
würden: — nämlich zu gewissen, durch normal-körperliche
Manipulationen des Mediums bewerkstelligten Imitationen
den übereinstimmenden Aussagen vertrauenswürdiger Zeugen manche
dieser Spukerscheinungen unter Umständen und in einer Art und
Weise aufgetreten waren, welche die normalphysische Urheberschaft der
beschuldigten und selbst geständigen Person ausschlössen. Man
sehe z. B. die fliegenden Eübon von Nienadowka, „Psych. Studien44
Juni-Heft '398 S. 51, den Fall Valeska Töpfer Oktober-Heft 1898
8. 550 ff., März-Heft 1893 S. 113, S. 126, S. 149 ff; Juli-Heft 1892
S. 314, S. 377 ff., den Fall d'Esperance Februar-Heft 1898 S. 69 ff.;
den Verurtheiiten im Spuk von Resau, Juli-Heft 1889 S. 347 ff.,
Septbr. 1890 S. 432 UDd den Spuk von Leipzig-Lindenau Januar-Hefc
1893 S. 47 ff.
39*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0611