http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0615
Ein Spuk aus dem Elsass.
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„Es ist eigentümlich, dass der Spuk vor sich geht,
wenn Niemand in der Kammer sich befindet, niemals aber
im Beisein von Menschenkindern(?). Der Geist scheint
folglich einen unüberwindlichen Abscheu zu haben vor
Fleisch und Bein." — So die „Heimat".
Die „Strassburger Post" vom 18. Februar sagt unter
anderem: — „Die sich dort abspielende Geschichte scheint
nun einen grösseren Umfang als andere gleicher Art anzunehmen
, und man muss wohl oder übel davon Vermerk
nehmen. In Plobsheim nämlich zeigte sich vor ungefähr
acht Tagen ein Poltergeist in dem vom Tagner Wöhrel mit
Frau und vier Kindern bewohnten Häuschen. .. Der 'Spuk*
redete sich natürlich schnell herum, und das Haus ist von
Neugierigen belagert. Aus der ganzen Umgegend, selbst
aus Strassburg. wandern täglich ganze Scharen nach Plobsheim
, worüber die dortigen Wirthe selbstverständlich sehr
erfreut sind. Da der Unfug immer grössere Ausdehnung
annahm, ging die Ortsbehörde vor. Der dortige Beigeordnete,
der hier als Einjähriger diente, ging hin und nagelte die
Kleider fest. Aber das half nichts, die Kleider sollen doch
wieder getanzt haben Was der Nagel nicht vermochte, das
übte aber iedes Mal das Erscheinen der Gendarmerie und
des Polizei&ommissars aus. In deren Anwesenheit erlaubten
sich die Kleider keine solchen Scherze. Die Staatsanwaltschaft
bemächtigte sich ebenfalls der Sache. Die beiden Eheleute
wurden auf ihren Geisteszustand untersucht, aber vollständig
normal befunden. Die Frau ist nach ihrem Heimathsort
gereist, die Kinder wurden anderswo untergebracht. Einige
Tage ruhte der Unfug; gestern begann er von neuem: die
Bettdecke soll sich erhoben und aufrecht vor das ßett
gestellt haben und in dieser für eine Bettdecke ungewöhnlichen
Stellung verharrt sein, bis der herbeigerufene
Beigeordnete in's Zimmer kam, bei dessen Untersuchung sie
zusammenfiel. Es ist zu wünschen, dass man dem Anstifter
dieser Komödie baldigst auf die Spur kommt, damit die
abergläubischen Leute überzeugt werden, dass es sich da nur
um einen groben Unfug handelt, wo sie weiss Gott was für
geheimnissvolle Kräfte waltend glauben. So oft auch schon
dabei Betrügereien aufgedeckt worden sind, immer wieder
bewährt sich ein bekanntes Sprichwort. .
In derselben Zeitung vom 11. März er. heisst es: —
„Das Ende des Spukes, welcher seit einem Monat die ganze
Umgebung aufregt, bestand darin, dass der Polizeikommissar
den Besitzer des Hauses, Tagner Wöhrel und seine Frau,
festnehmen liess. JEs wurde amtlich festgestellt, dass die
Eheleute Wöhrel selbst den Spuk veranstaltet hätten." —[?]
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