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Kurze Notizen.
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Dr. A. Drews in Leipzig. In der Vorrede seines bedeutenden
Werkes: — „Die deutsche Spekulation seit Kant', — sagt
er: — „Ich habe auch den Occultismus in meine Darstellung
hereingezogen. Derselbe repräsentirt gegenwärtig eine so
ansehnliche Macht, dass die Philosophie ihm nicht länger
aus dem Wege gehen darf, wenn sie nicht auf ihre Führerrolle
im modernen Geistesleben verzichten und obendrein
ihren Gegnern selbst eine Waffe in die Hände liefern will."
Kurze Notizen.
a) Baechtold über Gottfried Kellert Leben
und dessen Verhältniss zu Lassalle. — Baechtold
hat — „Gottfried Keller's (des berühmten Schweizer
Dichters) Leben." (Berlin, Wilhelm Herz, 1894) 2 Bände —,
die bis 1861 reichen, in welchem Jahre Keller Staatsschreiber
von Zürich wurde, in höchst fesselnder Weise beschrieben.
Geboren wurde Keller am 13. Juli 1819 als der zweite
Sohn eines Drechslermeisters in Zürich, verlor im sechsten
Jahre seinen Vater, gerieth unter der schwachen Mutter
in die Wirrnisse des Lebens schon in der Schule, von
der er im 15. Jahre relegirt ward, verbrachte sechs Jahre
mit Bemühungen, Maler zu werden, ging zuletzt nach
München zwei Jahre, ohne viel weiter zu kommen, theils
aus Armuth, theils aus Mangel an Fleiss und Selbstzucht
Und doch sollte aus dem geistreichen Sonderling und
Bummler noch ein tüchtiger Mann und Schriftsteller werden.
1842 kehrt er schiffbrüchig nach Zürich zurück und verbringt
dort weitere sechs verlorene Jahre in Unthätigkeit,
begann aber dabei zu dichten. Zwei deutsche Professoren,
der Orientalist Hitzig und der Chemiker Löwig} empfahlen
ihn jedoch einflussreichen Mitgliedern der Züricher Regierung,
die ihm ein Reisestipendium von 80U Franken zur weiteren
wissenschaftlichen Ausbildung im Auslande gewährte, womit
er zunächst nach Heidelberg zwei Jahre ging (1848—1850).
Von hier begab er sich nach Berlin, wo er fünf Jahre
(1850 -1855) verweilte, seinen ersten Roman: — „Der grüne
Heinrich" — unter schweren Wehen gebar, sowie die berühmte
Novellensammlung: — #,Die Leute von Seldwyla" — nebst
zahlreichen Gedichten verfasste. Die Gewohnheit des Berliner
Kneipenlebens Hess ihn nur schwer zu sich selbst kommen.
Erst im December 1855 kehrte er nach Zürich zurück, wo
er sein sorgloses Bummelleben abermals sechs Jahre fortsetzte
, in dorn er es „seinen Freunden unglaublich schwer
machte, ihn so zu lieben und zu schätzen, wie sie es gern
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