Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 610
(PDF, 192 MB)
Bibliographische Information
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610 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1898.)

gewollt hätten." Und nun begiebt sich Etwas, das auch für
unsere älteren Leser, die Keller bereits aus „Psych. Stud."
April-Heft 1876 8. 186 ff. kennen, von Interesse sein und
sie belehren dürfte, wie auch ein solcher Geist zu occulten
geistigen Dingen in eine schiefe Stellung gerathen konnte,
ohne sich in ihnen bald zurechtzufinden. Wir lesen im
„Daheim" Nr. 46, XXX. Jahrg., v. 18. August 1894 S. 744 ff.
folgende kurze Schilderung des Falls: —

„Keller ist 42 Jahre alt, da geschieht etwas Unglaubliches
: der Regierungsrath von Zürich wählt ihn auf Antrag
des ehemaligen Finanzdireetors Hagenbuch zum Staatsschreiber
, obgleich sich eine ganze Anzahl bewährter Juristen
um dieses bestbesoldete Amt des Kantons bemüht hatten.
Die Wahl rief natürlich anfangs allgemeine Entrüstung wach,
und der Beginn der Beamtenlaufbahn Kellert sclven sie
vollständig zu rechtfertigen. 4Am Abend vorher war Keller1
— berichtet Baechtold — 'in eine grosse Gesellschaft nach
dem Schwan am Mühlenbach geladen. Er fand da viel
extravagantes Volk versammelt. Der grosse sozialistische
Agitator Ferdinand Lassalle war der Gefeierte. An seiner
Seite erschien die Gräfin Hatzfeld in rother Bluse und weisser
Krinoline. Herwegh, Stein von Gumbinnen und Andere waren
anwesend. Oberst Rüstow trug als Garibaldianer ebenfalls die
rothe Bluse. Auf dem Sopha lag eine russische Nihilistin
[? schon damals?], der die Herren eifrig den Hof machten.
Ludmilla Assing sollte den neuen Herrn Staatsschreiber unter
ihre Fittige nehmen. Nach dem Thee begann ein Gelage,
das bis in den hellen Morgen hinein dauerte, wobei die
Frauen dem Champagner nicht lässig zusprachen und dicke
Havannacigarren dabei rauchten. Keller fühlte sich auf's
äusserste angewidert, verhielt sich indessen stumm. Als
jedoch in vorgerückter Stunde Lassalle*) seine
Kunststücke als Magnetiseur und Tischrücker
in schauspielerischer Weise zum besten gab
und eben seinen Hocuspocus über dem Haupte
Georg HerwegN* machte, um denselben einzuschläfern, fuhr
Gottfried Keller wüthend auf und schrie: — ,Jetzt ist mir's
zu dick, Ihr Lumpenpack, Ihr Gauner!' — ergriff einen
Stuhl und drang mit dieser Waffe auf Lassalle ein. Eine
unbeschreibliche Verwirrung entstand. Die Frauen brachen
in heftiges Weinen aus, die Männer schimpften, und der
Unhold wurde an die frische Luft gebracht. Um 8 Uhr
Morgens hätte er in der Kanzlei antreten sollen. Um 10 Uhr

*) Vergl. „Psych. Stud." Juli-Oeft 1877 S. 331 ff. —

Der Sekr. d. Red.


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