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616 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1898.)
Kraft, wiederum etwas Physisches sein, eine von
den übrigen Naturkräften in der Wirkungsweise verschiedene
, dem Wesen nach mindestens analoge Kraftart.
Was von den übrigen Naturkräften gilt, dass sie unent-
standen und unvergänglich seien, dass Zeit und Raum und
Veränderungen, d. h. Umformungen, nicht ihr Wesen
betreffen, sondern nur ihre in die Erscheinung tretende
Thätigkeit, das wird eben darum auch von der Seelenkraft
gelten müssen. U. s. w." — Das Müller'sche Buch ist in den
„Psych. Stud." im Februar-Heft 1897 S. 83 ff. und April-
Heft 1897 S. 155 und 188 ff. bereits des Weiteren besprochen
worden. Als quasi Bestätigung zu dem daraus
Mitgetheilten lesen wir in einer kritischen Besprechung des
Werkes von Friedrich Paulsen:^— „Immanuel Kant.
Sein Leben und seine Lehre. [Frommanris Klassiker der
Philosophie. VII.J Stuttgart, Fu Frommann's Verlag, 1898.
XII und 395 S. 8° mit Bildniss und 1 Briefe Kant'% aus
dem Jahre 1782. Mk. 4, — durch Erich 4dicfce$ in Kiel in
„Deutsche Litteraturzeitung" Nr. 29 v. 23. Juli 1898 Sp. 1151
folgende entsprechende Stelie: — „Ich für meine Person
muss Einspruch dagegen erheben, wenn Kant als Neubegründer
der aktualistischen Seelentheorie hingestellt wird
(S. 387 und öfter). Gewiss ist die Seele nach Kant —
'nicht ein todtes Substrat, nicht eine starre Substanz nach
Art der Atome/ — Aber trotzdem und trotz der Paralogismen
hält Kant im innersten Herzensgrunde an der Substan-
tialität der Seele fest. Er denkt sie sich nach Art
der LeibniziBchen Monaden. Also gewiss als 'reine Energie,
als lebendige Thätigkeit des Erkennens und Wollens': —
darin gebe ich P. Recht. Aber die Seele geht für Kant nicht
(wie für Spinoza) im Seelenleben, in den einzelnen psychischen
Vorgängen auf. Auch wenn man sich die letzteren wegdenkt,
würde nach Kants metaphysischer Glaubensansicht noch
dasjenige Etwas bleiben, in dem jene Vorgänge sich abspielen
." — Ferner heisst es noch Spalte 1152: — „Sehr
gut finde ich es, dass der Behandlung des Hauptwerkes auf
den S. 144—155 die Erklärung einiger vielgebrauchter
Termini technici' vorangeschickt wird: — Wahrnehmung,
Erscheinung, Ding an sich, Sinnlichkeit u. s. w. Vielleicht
wäre es nicht unangebracht gewesen, bei dieser Gelegenheit
ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass Kant durch seine
Prämissen zu der Annahme einer doppelten Affection
des menschlichen Geistes gezwungen wird: — der Affection
durch Erscheinungen und der durch Dinge an sich. Durch
Nichtbeachtung dieser Doppelaffection wird die Leetüre der
Kritik der reinen Vernunlt sehr erschwert." — Und steckt
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