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Kurze Notizen.
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denn nicht darin auch die Einräumung einer möglichen Einwirkung
der Geisterwelt auf unser Seelenleben, welche doch
wohl das höchste Ding an sich ist? — Der Sekr. d. Red.
/) Herr Ernst Neumann bespricht in den „Blättern für
litterarische Unterhaltung" Nr. 21 v. 26. Mai er. Sp. 326—327
eine psychologische Abhandlung von Edmund Pariseh
— ,,Zur Kritik des telepathischen Beweismaterials". (Leipzig,
Joh. Ambros. Barth, 1897) 8°, 1 Mk. 50 Pf., die ihm „sehr
zeitgeinäss erscheint. Man muss" — fährt er fort — „dem
Verfasser dankbar sein, dass er mit dem in der wissenschaftlichen
Welt allzu sehr verbreiteten Usus bricht, an allen
litterarischen Erscheinungen, die in das Gebiet des Mystischen
und Occultistischen reichen, mit Achselzucken vorüber zu
gehen. 'Es ist', so bemerkt Parisch im Eingang seiner
Schrift, 'ein eigentümliches Schauspiel, zu sehen, wie der
grössere Theil der wissenschaftlichen Welt jede eingehendere
Prüfung des telepathischen Materials kurzerhand ablehnt,
während er auf der anderen Seite die als ,abergläubisch*
verschrieenen Thatsachen zusammenzuhäufen und zu sichten
versucht, um zur Erkenntniss der ihnen zu Grunde liegenden
Vorgänge und Bedingungen zu gelangen/ — Und er fügt
hinzu: — 'Je mehr man sich mit der betreffenden' (nämlich
telepathischen) 'Litteratur beschäftigt, um so mehr lernt
man die Gründlichkeit, Sachlichkeit und Sorgfalt bei einer
Anzahl ernster Autoren schätzen, die sich zu einer Anerkennung
der Telepathie durchgearbeitet haben', während
man von den Arbeiten der Gegner nicht dasselbe sagen
könne. Das gesarnmte Material, auf das sich die telepathische
Forschung stützt, zerfällt nun nach dem Verfasser in zwei
Gruppen: 'die erste besteht aus experimentell gewonnenen
Resultaten1, — mit diesen will sich der Verfasser nicht
beschäftigen; die zweite besteht 'aus Berichten über spontan
und sporadisch auftretende Vorkommnisse, die ohne Annahme
der Telepathie nicht erklärbar sein sollen.' Nur mit diesen
'Berichten' beschäftigt sich die vorliegende Schrift, und sie
werden eingehend behandelt unter ausführlicher Wiedergabe
zahlreicher typischer Fälle Parisch entlehnt diese in der
Hauptsache einer internationalen Statistik über das Vorkommen
sogenannter Wachhallucinationen, die von dem
Coraite der Londoner ,Society for Psychieal Research' vor
nicht lange** Zeit veröffentlicht wurde. Es waren auf den
Fragebogen des Comite's*) sehr zahlreiche Personen darum
*; Vergl „Psych. Stud." Juni-Heft 1891 S. 242 ff.: — „Ein internationaler
Census von Ballucinationen" von Frederic W. E. Myers*
M. Ä., Ehren-Sekretär der Londoner „Society for Psychieal Research"
»u Cambridge. — Der Sekr. d. Red.
Psychische Stadien. November 1898. 40
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