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618 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 11. Heft. (November 1898.)
angegangen worden, ob sie im wachen Zustande Hallucina-
tionen gehabt hätten, die mit irgend einem Ereignis»
coineidirten, von dem sie auf natürliche Weise, durch
Vermittelung ihrer fünf Sinne, nichts wissen konnten; dabei
musste also wohl die Hallucination durch telepathische
Beeinflussung des Hallucinirenden hervorgerufen sein. Das
Ergebnias dieser internationalen Statistik war überraschend.
In einer scheinbar über den 'Zufair ungeheuer hinausgehenden
Zahl von Fällen wurde von einem Zusammentreffen
solcher Waehhallueinationen mit Ereignissen, etwa dem
Todesfall bekannter, aber weit entfernter Personen berichtet.
Das Gomite kontrollirte die Berichte mit der grössten
Sorgfalt. Mit Recht sagt Parisch, 'mit dem Worte ,Zufall*
dürfen so zahlreiche Coincidenzen nicht abgethan werden,
das müsste fein verteufelt eigener Zufall sein'/ — Aber das
Bedenkliche sieht Parisch in der Methode, welche die
'Society7 bei der Verwerthung ihres Materials befolgte, und
er zeigt ferner, dass in den meisten Fällen wohl gar keine
eigentliche Wachhallucination vorlag, dass Traum- und
Wach-Hallucinationen in praxi gar nicht zu unterscheiden
seien, endlich dass jedenfalls in zahlreichen ^Fällen* nachträglich
die Erinnerung an die Hallucination sich unmerklich
an die Ereignisse, mit denen sie coincidiren sollte, angepasst
hat." — Diese damals, und wie aus Obigem erhellt, auch
noch jetzt ohne Unterschied von den englischen Gelehrten
„Hallucinationen" genannten, teils bloss sinnlich-traumartigen,
anormalen Sinnesbilder, teils höheren , Visionen" des
wachen Seelenlebens bei voller Hellbesinnung, teils sich
entwickelnden und wieder verschwindenden Materialisationsgestalten
haben ihrer Zeit eine interessante Polemik in den
„Psych. Stud." wachgerufen, welche man daselbst Decbr.«
Heft 1884 S. 564 ff. und Jan.-Heft 1895 S. 13 und 15 ff.
und nicht bloss in Carl Kiesewetter^s übrigens sonst ganz
empfehlenswerter zweibändiger „Geschichte des
neueren Occul tismus" (Leipzig, W. Friedrich, j891,
vergl. „Psych. Stud.4' Juli-Heft 1891 S. 314 ff.) nachlesen
wolle. — Der Sekr. d. ßed.
g) „Der moderne Gespensterglaube. — Eine
Studie über den Spiritismus" von Kurt Kreusner — steht
in »Westermann'n illustrirten deutschen Monatsheften für
das gesammte geistige Leben der Gegenwart", 42. Jahrg.
Heft 503, August 1898, S. 645—653 für die deutschen
Skeptiker unserer Wissenschaft mit grosser Vorsicht erörtert
, weil der Verfasser selbstgeständlich höchst ungenügende
Experimente mit Medien angestellt hat und infolge
dessen seihst noch zweifelhaft ist. Aber er giebt wenigstens
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