Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 629
(PDF, 192 MB)
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Mammert: Zwei Dichter über spiritualistisehe Philosophie. 629

Philosoph im letzten Abschnitt seines Artikels den Satz
aufstellt, dass ein Kunstwerk nur dann ein Kunstwerk wäre,
wenn es Allen verständlich sei. Tolstoi führt als Beispiel
Wagner'% „Siegfried" an, der ihn aus dem Theater getrieben
habe, und fährt dann fort: —

„Man wendet ein, wir könnten nicht urtheilen, solange
wir die Werke Wagner's nicht in Bayreuth gesehen hätten,
wo die Musik nicht sichtbar sei, sondern sich unter der
Scene befinde, wo die Ausführung auf die höchste Stufe
der Vollendung gebracht worden wäre. Gerade das liefert
den Beweis, dass es sich hier nicht um Kunst, sondern um
Hypnose handelt. Dasselbe sagen die Spiritisten. Um von
der Wahrheit ihrer Visionen zu überzeugen, sagen sie gewöhnlich
: Sie haben kein Urtheil darüber, Sie müssen es
selbst durchmachen, müssen bei einigen Seancen zugegen
sein, d. h. mit anderen Worten, Sie müssen einige Stunden
lang in der Gesellschaft halbverrückter Menschen schweigend
im Pinstern dasitzen und dieses zehn Mal wiederholen und
werden dann dasselbe sehen, wie wir. Aber kann es denn
anders sein? Unter solchen Bedingungen wird man Alles
sehen, was gewünscht wird. Noch schneller kann man zum
Ziel gelangen, indem man sich betrinkt oder Opium raucht». .u

Auch ein Philosoph, Schopenhauer, würde sagen, ein
solches Urtheil verrathe eine „von Sachkenntniss nicht
getrübte Sicherheit/' Dass der Herr Graf Männer von der
Bedeutung eines Rüssel Wallace, Crookes, Zöllner, Richet,
OchoromcZ) Oberst de Rochas, Lombroso und vieler anderer,
welche Monate und Jahre ihres der Wissenschaft ergebenen
Lebens den Forschungen in spiritistischen Seancen gewidmet
haben, eine „Gesellschaft halbverrückter Menschen" nennt,
dafür dürfen wir ihm füglich die Verantwortung selbst
überlassen. Aber „der Weise von Jasnaja Poljana" sollte
nicht vergessen, dass es nicht nur eine gesellschaftliche
Anstandsregel, sondern auch die erste Eegel der Klugheit
ist, dass wir nicht über Dinge und Personen urtheilen, die
wir nicht kennen. Graf Tolstoi aber befindet sich in völliger
Unwissenheit über die bekanntesten Vorgänge in unserer
Wissenschaft, sonst müsste er wissen, dass schon einmal
ein und zwar noch besser unterrichteter Zweifler ad
absurdum geführt worden ist mit seinem Erklärungsprinzip
von der in neuerer Zeit allein seligmachenden Hypnose, ich
meine Ed. v. Hartmann mit seinem „larvirten Somnambulismus";
sonst müsste er auch wissen, dass sein grosser Landsmann
Aksakow in seinem nun schon in dritter Aullage erschienenen-
„Animismus und Spiritismus" —diesen Einwand in
ziemlich umfangreicher und erschöpfender Weise beleuchtet hat.


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