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648 Psychische Studien. XXV. Jahrg. 12. Heft. (December 1898.)
Hause wohl seien. Er antwortet, dass Anka (Mutter Ihrer
Gemahlin, meiner Nichte) Kopfweh habe; da sie gestern im
Bade war, glaubte sie, davon Kopfweh zu haben. Ich fürchtete,
dass Anka ernstlich erkranke; aber da ich wusste, dass sie
nach dem Bade immer zwei bis drei Tage an Kopfweh leidet,
beruhigte ich mich. Das war Donnerstag. Vom Samstag auf
Sonntag derselben Woche träume ich: — Ich bin bei meiner
Mutter und sehe Anka's Haus. Plötzlich bemerke ich, wie
aus dem Dache ein grosser Rauch wirbelt. — 'Mutter, bei
Anka brennt es!' — schreie ich auf und eile zu ihrem Hause.
Da war schon eine grosse Menschenmenge versammelt. Das
HaU8 war in den Keller gestürzt. Wir suchen die Einwohner
zu retten und finden meinen Schwager, Julie und Nikola*)
nur Anka nicht. Ich suche weiter und rufe Anka beim Namen,
worauf auf einmal vor mir der schon erwähnte Greis erscheint
und fragt: — 'Wen suchest Du? — Suche nicht,
plage Dich nicht umsonst', — war seine Antwort; — 'sie
ist tief hinunter gefallen, Ihr werdet sie nicht finden.1 —
Denselben Tag kommt mein jüngster Bruder und sagt, Anka
wäre sehr schlecht. Ich eile zu ihr und finde dort unsere
ganze Familie versammelt und sage Allen, ausser Anka's
Kindern und Manne, meinen bösen Traum und meine Befürchtung
, dass sie sterben werde. Sie antworten, dass es
natürlich sei, dass ich in meiner Aufregung und Trauer
böse Träume habe: — ,Gebe Gott, dass ich irre', — war
meine Antwort; — ,aber ich fürchte sehr, dass sich mein
böser Traum erfüllen wird.' — Den ersten Freitag nach
meinem Traume war Anka schon todt, Sonntag begraben." —
„Im Jahre 1897 war ich im Begriffe, mit meiner Angjelija
in's Bad Hall zu reisen, und zwar am 29. Juni. Den 26. Juni,
von Donnerstag auf Freitag, träumt mir Folgendes: — Ich
promenire mit Angjelija auf Wiesen und komme auf einmal
auf eine Sand wüste. Es ist Treibsand, und ich warne Angjelija,
den engen Weg zu verlassen, da sie sonst verloren wäre.
Aber sie strauchelt und fallt in den Sand. Ich will sie
herausziehen, aber je mehr ich ziehe, desto mehr sinkt sie
unter. Sie ist schon bis zum Halse im Sande. Da ich für
sie keine Rettung ersehe, trete ich auch neben sie, um mit
ihr zu versinken, aber unter mir bleibt der Sand hart. Ich
rufe um Hilfe, und da kommt mein Hausarzt, reicht meiner
Tochter seine Hand und zieht sie gesund und wohlbehalten
aus dem Sande. — 'Gott selbst sendete mich', — sagt der
Arzt; — 'aber es war nicht nöthig, den Kopf zu verlieren,
denn hier ist es nicht so gefährlich.' — Den 27. Juni war
•) Meine (iemahlin und meinen Schwager. — Dr. G. v. Gaj.
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