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Bormann: Die Zeugnisse für die Weissagungen Cazotte's eto. 0(51
nicht bildlich umzudeuten sind, sondern nur das, was sie
besagen, bedeuten können. Was hier die Phantasie gelten
lässt in ihrem Reiche, will sie dadurch beglaubigen für das
Reich der Wahrheit überhaupt.
Es mischt sich in Prophezeiungen bei der Abnormität
der ekstatischen Seelenzustände, in denen Gold und Schlacken
geschmolzen durcheinander rollen, und bei den schwierigen
Vorgesichten fernster Zukunft oft des Dunklen und Sinnlosen
viel mit dem deutlich specialisirten, unzweifelhaft
Echten, wie das in den Wahrsagungen von Noslradamus
der Fall ist, aus denen v. Hellenbach einige ausserordentliche
Proben anführt. (S. dessen „19. und 20. Jahrhundert"
S. 4 31 ff.)*)
So können beispielshalber noch sehr merkwürdige
Wahrsagungen, die von Kiesewetter (,,/oA. 8. Haussen") aus
Arnold's — „Kirchen- und Ketzerhistorie" — als Fälle des
17. Jahrhunderts ausgezogen sind, (Hühbe-Schleiden's „Sphinx"
Bd. II) und andere, die der englische Oberst Meadows Taylor
in seinem Buche — „Im ostindischen Dienste" — (deutsch
von Kunhardt v. Schmidt. Berlin, 1880, Mittler Sf Sohn) erzählt,
aus den letzten Jahrhunderten erwähnt werden. Selbstverständlich
bietet aber gerade dies Gebiet eine reiche
Gelegenheit für Fälschungen, zu denen auch die aus der
„Stettiner Abendzeitung" in das Januar-Heft der „Psych.
Stud.u übergegangene Nachricht von einer Napoleon I. betreffenden
Notiz des Maitre Noel Olivarius, angeblich aus dem
Jahre 1542, gehört. Auf der Münchener Staatsbibliothek
fand ich nur ein 1542 herausgegebenes Buch des Magister
Peter Joannes Olivarius, das, wie alle gelehrten Bücher jener
Zeit, lateinisch abgefasst und betitelt ist: — „De prophetia
et spiritu sancto.tf — Es handelt von Prophezeiungen der
Bibel und enthält nichts von Napoleon. Ich hatte Gelegenheit
, ebenso in Paris Nachforschungen anstellen zu lassen,
wo desgleichen nur das erwähnte, 1542 erschienene Buch
des Joann. Olivarius gefunden wurde.
Mein Gewährsmann schreibt dazu: — „Es existirt von
diesem letzteren Buche keine französische Uebersetzung oder
Bearbeitung. Wir haben nicht nur feststellen lassen, dass
nichts dergleichen in der Nationalbibliothek sich vorfindet,
sondern auch in allen Specialverzeichnissen occultistischer
Werke nachgesehen. Ueberhaupt giebt es keine Spur von
*) Man vergl. hierzu noch „Psych Stad." Dezember-Heft; 1880
S. 545 und November-Heft 1890 S. 530 Note. - Desgl. Mai-Heft 1893
8. 252. Ueber den Gälte Marte Juli 1894 S. 362 ff. —
Der Sekr. d. Ked.
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