Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
25. Jahrgang.1898
Seite: 669
(PDF, 192 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1898/0677
Strebel: Skizze über esoterischen Oceultismus. 669

Carriere spricht sich folgendermaassen über die
buddhistische Lehre aus: — „Wenn die Welt gewogen und
zu leicht befunden wird, so ist das Leiden der Grund.
Alles Leben ist Leiden, dieses Thema wird stets wiederholt
und im Einzelnen durchgeführt. Der Welt des Werdens
aber und Vergehens steht das wahre Sein gegenüber, das
Unwandelbare, das mit den Prädicaten der Freiheit und
Seligkeit ausgestattet wird, Brahma oder Atman und mit ihm
eins unser Selbst. Wer auf die Welt hinblickt, als sähe er
ein Lustbild, eine Schaumblase, wer den Weg des Irrsais
und der Begierden verlassen und aus dem Strom der Vergänglichkeit
das Ufer des Ewigen in der Ruhe der Seele
gewinnt, der erreicht das wahre Sein, der ist der Weise/'
— n Buddha aber, und wer ihm nachfolgt, gelangt schon in
diesem Leben an das Ufer, an den rettenden Strand der
Ruhe und Seligkeit, nach Nirvana, und darum ist Nirvana
das Verlöschen des Leids und des Wechsels von Geburt
und Tod, aber nicht das Nichts, sondern das wahre Sein
und sein Frieden, sein Heil" —

Das Wort „Nirvana" und seine Bedeutung wird heute
von der kritisch-empirischen Naturphilosophie und speciell
von der Schule, welche nur die geist verkrüppeln de Hypnose
und Suggestion als alleinseligmachende Devise kennt, total
missverstanden. Nirvana ist kein hypnotischer oder narkotischer
Zustand, sondern ein Zustand des geistigen (nicht
intellectuellen) Lebens, in dem der Geist sich selbst erkennt
und seinen Gott, von dem der Geist stammt, in dem der
Geist zur wahren Individualität gelangt ist, welche allerdings
das Gegentheil des scheinbaren Ichs ist, das sich Person
nennt.

Max Müller, Bunsen} Carriere denken darin gleich, und
Oldenberg sagt: — „Nirvana ist nicht Vernichtung, sondern
Erlösung, Eingehen des Geistes in sein wahres Wesen und
seliges Beruhen im Ewigen. Der Weg dazu ist Ueberwindung
der Begierden, des Haftens im Vergänglichen; dieses erlischt,
und das Unvergängliche wird der Seele zu Theil." — Dies
sind allerdings Gedanken, zu denen sich der Mensch des
fin de siöcle gar nicht mehr aufschwingen kann, da er ja
gar keine Seele mehr hat und lieber sein Heil in der
Anbetung eines Nietzsche sucht und erstrebt.

Unbequem ist natürlich eine solche esoterisch-christlich-
buddhistische Anschauung, denn sie zwingt uns, das sanfte
Ruhekissen eines Pharisäergewissens preiszugeben, nämlich
den Glauben an die Erlösung des eigenen werthen Ich durch
das Leiden eines anderen Menschen, der für uns schon alle
Wege zum Himmelreich durch seinem Tod vorbereitet hat,


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