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Wedel: Das Uebersiimlicbe in der deutschen Litteratur etc. 677
wurden. Inhaltlich sind sie meistens recht unbedeutend, und
wenn sie wirklich von Geistern Schillers, Goethe'$ und anderer
Dichterfürsten herstammen sollten, so wäre das eine recht
bedauerliche Thatsache, denn es würde darauf hindeuten,
dass im Jenseits alles andere eher als eine geistige Fortentwickelung
stattfände. Solche Sammlung ist auch in
Buchform unter dem Titel — „Gedichte aus dem Jenseits",
— von JPaul Gerke erschienen. Da haben sich die Geister
Schiller* $, Rücker fs, Körner's u. s. w. manifestirt, von ihrem
Geiste aber merkt man nicht das Geringste. Oft sind es
nur veränderte Wiederholungen dessen, was sie hier auf
Erden geschrieben haben, oft auch sind die Produkte so
elend, dass auch dieses zu sagen ein Hohn auf jene Grossen
wäre. Immerhin sind auch solche Publikationen nicht
werthlos, denn wer nicht gänzlich auf den Gebrauch seiner
Vernunft verzichtet, muss beim Lesen derselben an der
spiritistischen Hypothese zu zweifeln beginnen; und der
ruhige Forscher erkennt darin den Beweis dafür, dass die
grösste Mehrzahl derartiger Manifestationen wenigstens
animistisch durch die dramatische Spaltung zu erklären ist
Von diesem Standpunkte aus betrachtet, können sie allerdings
zu werthvollen Beiträgen für die Kenntniss der
menschlichen Seele werden. (Vgl. „Ps. St.a Jan. 1880 S. 10 ff.)
Dass natürlich auch manche Schriftsteller in wenig
liebevoller Weise unser Gebiet benützt haben, versteht sich.
Auf Mauthner's — „Bekenntnisse einer Spiritistin" —
näher einzugehen, verlohnt sich nicht. Wer eine solche
Freude am Parodiren hat, dass es ihm nicht darauf ankommt
, Schriftsteller ersten Ranges und dii minorum
gentium kunterbunt durcheinander nachzuäffen, der mag
sich den wohlfeilen Stoff nicht entgehen lassen, eine Bewegung
dadurch zu parodiren, dass er ihre Auswüchse in
einseitiger Weise darstellt. — Auch ein gewisser Bölsche,
der über eine bescheidene literarische Begabung und über
eine Meinung von seiner Urtheilskraft verfügt, die man leider
nicht bescheiden nennen kann, hat den Spiritismus in seinem
Romane — „Die Mittagsgöttin" — abgeschlachtet, ihm aber
bei dieser Prozedur nichts zu leide gethan, denn der
Spiritismus wird in immer weiteren Kreisen bekannt und
geschätzt, was leider von Herrn Bölsche's Werk nicht behauptet
werden kann. (Vgl. „Ps. St." Sept. 1893 S. 448 ff„
November ldb8 S. 519 ff.)
Auch ein namhafterer Schriftsteller, Wilhelm Jensen,
hat den Occultismus vom Standpunkte des Skeptikers aus
behandelt in seiner Erzählung — „Die Wunder auf Schloss
Gottorp". — Er führt uns den Grafen von Samt-Germain
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