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Wittig: Leo Taxil und der Coagress von Trieat im Jahre 1896. 689
überliess er ruhig ihren italienischen und französischen
Verehrern. Aber selbst Pater Gruber und Dr. Baumgarten
waren inzwischen mit der „Kölnischen Zeitung" offen gegen
Taxil und seine Lügen aufgetreten, während dieser dreist
erklärte, Miss Vaughari% Aufenthalt dürfe nicht kundgegeben
werden, weil der Dolch der Freimaurer auf sie lauere. Der
Congress übergab die Vaughan-Fr&ge einer Oommission,
erklärte aber die Freimaurerei für satanisch und als mit
der schwarzen Kunst verquickt. Hierauf wurden auch die
Miss und Taxil als glaubwürdig anerkannt und die Seligsprechung
der Johanna dyArc beim heiligen Stuhle erbeten.
Beweise für oder gegen das Dasein der Vaughan und gegen
die Echtheit ihrer Schriften hatte zwar die Oommission nicht
gefunden. Aber am 7. Januar 1897 schrieb der Bischof von
Grenoble: — „Miss Diana lebt, schreibt, hat ihre erste
Oommunion gemacht, und die Katholiken sind durch (die
Freimaurerschriftsteller) Nathan, Findel u. s. w. mystificirt
worden." — Er schob in einem Schreiben an Diana alles
derzeitige Unheil in der Welt, in Italien, Frankreich,
Spanien, auf Cuba und den Philippinen, den Freimaurern
in die Schuhe; im Verlage des „Pelikan" zu Feldkirch
erschienen „Die Geheimnisse der Hölle worin von Teufelsanbetern
in Berlin, Magdeburg u. s. w. gefabelt wurde.
Anfang 1897 verkündigte Diana auf vielseitiges Drängen
ihr erstes Erseheinen in der Öffentlichkeit auf Ostermontag
d. 19* April 1897 zu Paris im Saale der Geographischen
Gesellschaft, wobei sie zuerst Leo Taxil das Wort geben
werde. Und hier erklärte dieser die ganze Miss Vaughan-
Geschichte plötzlich für die schönste Mystifikation seines
Lebens! Die „Kölnische Volkszeitung1* nannte ihn den
grossen Pariser Gauner, der Allen eine fürchterliche Lection
ertheilt habe. Ist übrigens ein solches Verhalten nicht des
Satans selbst würdig?
Taxil erklärte, Rom hätte den Schwindel durchschauen
müssen. Wir sind hierin anderer Ansicht als der Herr
Verfasser des Artikels, der diese Ansicht theilt, weil selbst
einzelne bischöfliche Stimmen, die sich gegen Taxil's falsche
Behauptungen erhoben (wie z. B. gegen die nicht vorhandenen
Höhlen im Felsen von Gibraltar) zum Schweigen vermahnt
wurden. Rom hält nämlich trotzdem an der Thatsächlichkeit
aller freimaurerischen Machinationen und Aufklärungsbestrebungen
fest. Wenn auch sonst nicht einig mit Rom,
so sind wir Spiritualisten und Spiritisten es doch wohl im
Punkte nicht blos des blinden Glaubens, sondern der festen
Ueberzeugung, dass dergleichen teufelsähnliche Spukvorgänge,
aber auch engelgleiche Offenbarungen wirklich stattgefunden
Psvehisev^ Studien* December 1898. 45
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