Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 12
(PDF, 195 MB)
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12 PsycbiscÄe Studien. XXVI. Jahrg. I. Heft. (Januar 1899.)

nehmens entfernter und ausserhalb unseres gemeinsinnlichen
Bereichs belegener Vorgänge scheinbar aus unmittelbarer
Nähe, was namentlich bei optischen Erscheinungen in Form
des „zweiten Gesichts44 häufig vorkommt, wobei der Kaum
unserer gemeinen Anschauung sozusagen verschwindet.
Dasselbe ist der Fall aber auch mit Vorgängen in der
Zeit, wo uns dann so oft zukünftige, also ebenfalls
über unsere gemeine Sinnesbethätigung hinaus belegene
Dinge und Vorgänge sinnlich wahrnehmbar oder, wie es
zumeist und tagtäglich der Fall, nur undeutlich in Form
von Ahnungen und Träumen gegenwärtig werden. Dies
Alles ist „zweites Gesicht" oder das grosse Reich der
Telepathie in Raum und Zeit. Das Prinzip oder die
Ursache aller dieser Erscheinungen ist offenbar Einund-
dasselbe, nämlich ein überfünfsinnliches Vermögen unserer
Seele, wofür uns die Physik noch fehlt, wenngleich man
neuerdings die electrische Fernwirkung ohne Drath zur
Erklärung vergieichungsweise heranzieht. Als Analogie in
der sinnlichen, gemein-natürlichen Sphäre mag das genügen,
aber selbstverständlich nur von Ungefähr und als Beispiel
einer grobsinnlichen Parallelerscheinung. Denn in der mehr
psychischen Telepathie haben wir es offenbar mit einer noch
viel feineren Verbindung zwischen Object und Subject zu
thun, ersichtlich auch mit specifischen Kräften unseres
Inneren, wofür die physikalischen Mittel der Gegenwart noch
kein genügendes Verständniss an die Hand geben. Dies
zeigt besonders das Vermögen der zeitlichen Telepathie, des
Schauens in die Vergangenheit und Zukunft auf magische
oder mantische Weise und durch somnambule Mittel, oder
auch durch sogenannte Psychometrie.

So erscheint Raum oder Zeit oder Beides gleichzeitig
in allen diesen Phänomenen ausgeschaltet oder doch
mindestens stark reducirt, denn wir können vermuthen, dass
auch diese „Allgegenwart" unserer Wahrnehmung nur eine
beschränkte ist und über gewisse Horizonte unseres
individuellen, irdischen und menschlichen Wirkungskreises
nicht hinausgeht — wenn es auch vorkommen mag, dass
sich die Vorausschau (in seltenen Fällen) bis auf Hundert
oder sagen wir einige tausend Jahre erstreckt, vorausgesetzt
z. B., die Prophetien Daniefs oder der Offenbarung Johannis
seien wirklich solche und erstreckten sich, wie Manche
annehmen, bis auf die Geschichte unserer Zeiten. Indessen
kann die Entstehung dieser Gesichte auch durch astrologische
Hülfsmittel erklärt werden — wie dies bei Nostradamus der
Fall war. Dann wäre es an sich zum Theil freilich astrologische
Muthmassung und keine visionäre Prophetie oder


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