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18 Psychische Stadien. XXVI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1899.)
und zwar farbig leuchtender Gebilde begleitet sind. Diese
Gebilde sind nach den Darstellungen jener optisch Hochsensitiven
geometrisch ebenmässiger Art, Sterne, Strahlen,
Quadrate, Dreiecke, Kugeln, Kreise, Cylinder oder eliptisch
geformt, wobei also immer dieselben Typen in verschiedenartiger
Variation erscheinen. Dieselben Formen rotiren in
den farbigen Zonen der Aura unmittelbar am Körper. Sie
begleiten die Lebenszustände also alles Erschaffenen und
sind um so reichhaltiger, je höher organisirt ein Gebilde.
Dass diesen Produkten überall ein eigentliches Denken zu
Grunde liegt, können wir nicht annehmen, höchst wahrscheinlich
bei den niederen Gebilden nur ein dumpfes oder
dunkles, für uns seinem Grade nach unzugängliches Empfinden.
Denn es ist erlaubt, das Empfinden im Allgemeinen
als einen Zustand der Materie
anzusehen auf allen ihren Stufen, wenn man sich
nur hütet, überall menschliches Empfinden und Denken
vorauszusetzen. Auch der Mensch hat ja keineswegs für
Alles in seiner Sphäre Empfindung, Manche sind bedeutend
über das Normale hinaus sensibel, sinnlich sowohl wie
seelisch. Es ist meiner Ansicht nach logisch sogar noth-
wendig, den Keim des Denkens in Form tief dumpfen
Empfindens als überall in der Natur vorhanden vorauszusetzen
; das Empfinden kann unmöglich erst an einem
gewissen Punkte der Organisation beginnen, wie man heute
allgemein auf Grund des oberflächlichen Augenscheins
annimmt. Schon Krystalle sind verwickelte Organisationen
mit polarer Anordnung. Die moderne Schulwissenschaft
vermag bekanntlich auch nicht zu sagen, wo die Empfindung
beginnt, sie ist nicht im Stande, eine feste Grenze zwischen
Thier und Pflanze anzugeben, und selbst bei Pflanzen schon
hat man den Nerven ähnliche Gebilde gefunden 1 Wer wollte
aber ferner behaupten, dass die Empfindung erst mit dem
Vorhandensein von Nerven beginne?
Kurz, die von den Sensitiven wahrgenommenen fluiden
Aura-Gebilde auch bei Pflanzen und Krystallen weisen
darauf hin, dass auch hier Empfindungszustände bestehen
müssen, wenngleich im Verhältniss zu den unsrigen weniger
vollkommene. Das Problem, wo Empfindung und JBewusst-
sein beginnen, muss demnach fallen gelassen werden, diese
geistigen oder seelischen Potenzen sind offenbar eine
universelle Naturerscheinung, ohne welche die Natur
überhaupt nach unseren Begriffen überall da sinnlos wäre,
wo nicht bewusste und denkende Wesen gleich den Thieren
und Menschen existiren. Und wer wollte behaupten > dass
schon der Mensch vollkommen sei in Denken und im
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