Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 30
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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30 Psychische Studien. XXVL Jahrg. 1. Heft (Januar 1899.)

die Grosshirnrinde zurückverlegt werden muss. Die (fälschlich
sogenannten) „empirischen Psychologen" verlegen in den
Begriff der Aufmerksamkeit gleichsam eine Kondensation
der psychischen - immateriellen Begleiterscheinungen
der objektiven Nerventhätigkeiten, ohne zu fragen, wer
denn eigentlich aufmerke, oder an welche Bedingungen
die sogenannte „Bewusstseinsschwellea geknüpft sei!

Die von dem geistvollen Fechner begründete „Psyeho-
physik", wie sie noch Münsterberg in seinen „Aufgaben und
Methoden der Psychologie44 vertritt, machte einen kühnen
Vermittelungsversuch gegenüber der Unhaltbarkeit der
früheren Theorien, die einer nüchternen Kritik nicht Stand
zu halten vermochten. Zwischen dem Anschlagen einer
Glocke und der Tonempfindung, behauptet dieser psycho-
physische Parallelismus, könne überhaupt kein kausaler
Zusammenhang sein, weil die objektive Kausalität eine in
sich abgeschlossene Keihe bilde. Die ßewusstseinserschei-
nung sei also eine kausal unerklärbare und unerforschliche,
einer Kausalität überhaupt nicht unterliegende Begleiterscheinung
der im Gehirne ablaufenden physiologischen
Prozesse.

Die weitere Ausbildung dieser Spekulation führte entweder
wieder zum rohen Materialismus zurück, der wegen
seiner leichten Begreiflichkeit dem sogenannten „gesunden
Menschenverstand44 der geistig Rückständigen am meisten
einzuleuchten pflegt, oder aber wie Wundt\ Vorgang zeigt,
zu einer (im Grund gleichfalls spekulativen) spiritualistischen
Theorie. Letzterer, ohne Zweifel der gegenwärtig bedeutendste
Vertreter der officiellen Psychologie, wie sie an
den deutschen Hochschulen gelehrt wird, machte allerdings
einen bedeutsamen Portschritt, indem er ein psychisches
Subjekt zu gewinnen suchte, das er in jener Vorstellungsgruppe
zu erkennen glaubte, welche im Be-
wusstsein permanent vorhanden ist, sich jedoch von dem
Bewusstseinsinhalte absondert und zum Selbstbewusst-
sein herauskrystallisirt, und somit, wenigstens hypothetisch,
der sonst überall fühlbare Mangel eines subjektiven Paktors
beseitigt zu sein schien.

Allein man übersah dabei, dass vermittelst eines
Cirkelschlusses zur Erklärung der Entstehung der Vorstellungen
seihst wieder Vorstellungen, nämlich die Ich-
vorstellungsgruppe, herangezogen wurde. Das sonst
auch als „Seele" bezeichnete „transscendentale Subjekt"
Eant's wird nämlich von Wundt als Bewusstsein bezeichnet,
wobei derselbe die Hauptfrage, was Letzteres sei, wie und
woraus es mitsammt seinen Inhalten und Elementen ent-


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