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Dr. Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschung.
stehe und bestehe, gewissermassen umgeht, indem er sich
meist damit begnügt, die Thätigkeit des ßewusstseins
als „innere Thätigkeit" oder „innere Handlung" mit dem
Begriffe der „Apper cepti on" zum Ausdruck zubringen.
So blieb die Bewusstwerduug einer Reizung der Sinnesnerven
bezw. einer Empfindung überhaupt thatsächlich immer
noch ein Räthsel! So lange nicht einmal genau festgestellt
ist, was denn eigentlich Aufmerksamkeit sei und wie sie zu
Stande komme, kann eine Erklärung der Modifikation der
Bewusstseinszustände, wie Bewusstlosigkeit, Schlaf, Traum,
Hypnose u. s, w. offenbar nicht gelingen. Vollends den
nicht mehr zu leugnenden Thatsachen des Somnambulismus,
des Hellsehens gegenüber steht die officielle Psychologie
vollständig rathlos da, weshalb sie dieselben in Ueberein-
stimmung mit den materialistischen Vertretern der „exakten"
Naturwissenschaft einfach zu leugnen pflegt, dem Vogel
Strauss vergleichbar, der dem Verfolger gegenüber, dem er
nicht mehr entrinnen zu können fühlt, den Kopf im Sande
versteckt, womit der Ausgang der Sache dem Schicksal,
bezw. einem „Zufall" überlassen wird. —
Einen höchst werthvollen Beitrag zur Lösung dieses
schwierigsten und zugleich wichtigsten aller wissenschaftlichen
Probleme, welches wir unter dem Begriff des Subjektivismus
subsummiren, wenn nicht sogar vielleicht schon
diese noch vor Kurzem für unmöglich gehaltene Lösung
selbst lieferte neuerdings der zu Iglau in Mähren lebende
Schriftsteller Rudolf Müller, dessen grundlegende Arbeit,
welche unter dem Titel: „Hypnotisches Hellsehen,
Fragestellung über die Möglichkeit und den Weg zu einer
wissenschaftlichen Erforschung dieses Phänomens und alles
dessen, was damit zusammenhängt, nebst einer Anleitung
zur Darstellung des Hellseh-Experimentesa im
Verlag von Arwed Strauch (Leipzig) schon früher erschienen
und im Februarheft der „Psych. Stud." von 1897, S. 83 u. ff.
von Herrn Dr. Falk Schupp in seinem dortigen Artikel
„Inscbauen" einer eingehenden Kritik unterzogen worden
ist. Der Verfasser hat dann die von uns nicht ganz ge-
theilten Bedenken dieses Referenten, der die Anwendung
des nur Zahlenbelege fordernden naturwissenschaftlichen
Experiments ohne wissenschaftliche Durcharbeitung und
Sichtung *nit Hilfsmitteln der Geisteswissenschaften: „Interpretation
und Kritik" für gänzlich unfruchtbar hält, im
darauffolgenden Aprilheft (S. 185 u. ff.), wie uns scheint
nicht ohne Glück zu widerlegen versucht, wobei er die seiner
bescheidenen Erstlingsarbeit von Seiten unseres Eeferenten
zu Theil gewordene ^ernste, sachliche Würdigung" an-
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