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Dr. Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschung.
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bewusst8ein und mit einem (als Doppelgänger, bezw.
nach dem Tode als Phantom sichtbaren) Astralleib ausstatte
, so sei dies vorerst*) auch ein rein spekulatives Unternehmen
, das die Naturwissenschaft mit Recht ablehne, weil
sie nur die direkte Beobachtung und das Experiment
kenne; solange aber von dem Bewusstsein keine Definition
festgestellt sei, sodass dieser Begriff eine unbekannte Grösse,
ein X bleibe, sei es auch unzulässig, dieses X mit einer
zweiten Unbekannten, die überdies (als unbewusster Untergrund
des Bewusstseins) die zweite negire, vergleichen zu
wollen.
(Fortsetzung folgt.)
Erwiderung
auf Herrn Alexander Aksakow's Beanstandung des
niediumistischen Wirkens meines Sohnes Heinrich
v. Langsdorf? am Russischen Hof.
Als ich mich entschlossen hatte, die ,,S c h u t z g e i s t e ra
mit dem „Anhang" über die politische Wirksamkeit meines
Sohnes am Bussischen Hofe von 1882—86 als Medium zu
veröffentlichen, war ich mir wohl bewusst, dass ich dadurch
in Unannehmlichkeiten kommen könnte; allein ich sagte
mir: Der Spiritualismus mit seinen modernen Beweisen
eines Verkehrs mit Geistern und den dadurch erwiesenen
Thatsachen, dass die Weltgeschichte nicht durch Menschen,
sondern durch eine weise Vorsehung in ihrem fortschrittlichen
Gange geleitet wird, — ist reif genug für Anerkennung
seiner grossen Wahrheit
*) Verfasser scheint uns mit obiger -Behauptung nicht ganz im
Recht zu sein, insofern bekanntlich die Theorien Du PreVz keineswegs
aus aphoristischen Erwägungen oder aus rein spekulativen Betrachtungen
hervorgingen, sondern vielmehr die Sehlussfolgerungen, die auf einer
durch eine Fülle empirisch beobachteter Thatsachen und experimenteller
Untersuchungen gegebenen festen Grundlage beruhen. Es
könnte sich also für die hiervon nicht überzeugten Vertreter der
naturwissenschaftlichen Seelenforschung höchstens die Frage erheben,
ob dieses mit so viel Fleiss und Gelehrsamkeit gesammelte Thatsachen-
inaterial auch mit der erforderlichen Sorgfalt nach allen Seiten geprüft
und mit der gehörigen Vorsicht kritisch gesichtet ist. Eine Auseinandersetzung
zwei so hervorragender Forscher über die Differenzpunkte
ihrer beiderseitigen Anschauungen wäre wohl von ebenso grossem
Interesse für alle Wahrheitssucher, als von Werth für den Fortschritt
der wissenschaftlichen Erkenntnis selbst, und würde die Leser der
„Psychischen Studien" gewiss zu ganz besonderem Danke verpflichten,
wenn sie dieses älteste deutsche Organ für Erforschung der wenig gekannten
Phänomene des Seelenlebens zu diesem Zweck als Sprechsaal
benützen wollten.
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