http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0053
Was uns Noth thut!
45
Wir wollen die Gründe, auf welche die Abwendung so
grosser Massen vom kirchlichen Leben, und damit meist auch
von jeder Religion überhaupt, zurückzuführen sind, hier
nicht näher untersuchen, obwohl dieselben für jeden
denkenden Menschen ziemlich nahe liegen. Die Thatsache
als solche steht fest, und ebenso auch die, dass die Kirchen,
wenigstens in ihrer h e u t i g e n Verfassung .und Gestaltung,
nicht im Stande sind, die entfesselte Bewegung aufzuhalten
und sie wieder in die von ihnen aufgerichteten Schranken
zurückzuleiten. Damit erhebt sich nun die Frage: Sollte es
wirklich keinen Weg geben, um in den gottentfremdeten
Massen das Bewusstsein ihres göttlichen Ursprungs und ihrer
göttlichen Bestimmung wieder wachzurufeu? Die Antwort, die
wir darauf zu geben haben, lautet: Ja es giebt einen solchen
Weg, einen Weg, der, wenn er in der richtigen Weise betreten
wird, sicher zum Ziele führen muss. Dieser Weg ist die
Erbringung des unumstössiichen Nachweises,
dass es wirklich ein Leben nach demTode giebt.
Und es ist von seiten derjenigen, welche ihre eigene Ohnmacht
bekennen müssen, dem überhandnehmenden Unglauben
wirksam entgegenzutreten, ein geradezu vermessenes Beginnen,
wenn sie in der ängstlichen Befürchtung, es könnte durch
offene Mittheilungen über diese, für jeden Menschen so
hochwichtige Dinge Verwirrung in schwächlichen Gemüthern
angerichtet werden, diese Mittheilungen auf jede mögliche
Weise zu hintertreiben suchen, wie wir derartiges in früheren
Jahren selbst schon zu erfahren hatten. Wir werden —
den grossen Zweck, dem wir zu dienen bestrebt sind, allezeit
treu im Auge haltend — durch derartige Versuche uns
nicht beirren lassen, sondern in unsern nächsten Nummern
offen und UDgescüeut von uns selbst miterlebte, über jeden
Zweifel erhabene Thatsachen als Beweis dafür vorführen,
dass der Mensch nach dem Tode fortlebt und — vermöge
gewisser Eigenschaften, die ihm nach der Trennung vom
Körper innewohnen und die auch die grössten Entfernungen
für ihn als nicht vorhanden erscheinen lassen, — mit dem
diesseitigen Leben noch auf lange hinaus in engster Verbindung
bleibt.
III.
Schon unser vaterländischer Dichter Justinus Kerner hat
in seinem Buch über die „Seherin von Prevorst" es beklagt,
dass die heutige Generation (das Buch erschien Ende der
Zwanziger Jahre) von der Natur sich zu sehr entfernt habe
und deshalb für das Hereinragen der übersinnlichen Welt
in unser Erdenieben kein richtiges Empfinden und Ver-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0053